In jenen Frühlingstagen sahen die Pläne des italienischen Heers nicht nur den Vorstoß an der Isonzofront (fronte isontino) vor, sondern auch einen neuen Offensivplan in der Gegend der Hochebene von Asiago. Trotz der Gegenoffensive des vorherigen Sommers war diese weite Berggegend nämlich noch zum Teil von Österreich-Ungarn besetzt. Ihre Stellungen auf den südlichen Gipfeln des Trentino brachten einen großen Vorteil mit sich, weil sie leicht alle italienischen Verschiebungen kontrollieren konnten.
Das Oberkommando beschloss deshalb, so zu handeln, dass sich die Situation umkehrte. Es wurde eine neue Armee (die sechste (Sesta)) unter dem Befehl des Generals Ettore Mambretti gebildet, welcher die 200tausend Mann bei der Einnahme des Monte Ortigara, einem 2105 Meter hohem Gipfel am östlichen Rand der Hochebene zwischen Venetien und dem Trentino, geführt hätte. Die als eine der wichtigsten des gesamten Konflikts angesehene Kriegshandlung wurde Mitte Juni organisiert, aber von Beginn an wurde sie von Pech und Zwischenfällen heimgesucht. Die österreichisch-ungarische Gegenoffensive am Flondar hatte die Vorverlegung des Angriffs erforderlich gemacht. In aller Eile organisierte Mambretti die ersten Linien, aber gerade als der Befehl gegeben werden sollte (7. Juni) verhinderte der strömende Regen den Beginn der Operationen. Am Tag darauf explodierte eine für die österreichisch-ungarische Linie bestimmte Mine vorzeitig und tötete augenblicklich 230 italienische Soldaten.
In der Zwischenzeit beruhigte sich die Situation auf dem Karst und ermöglichte so der Sechsten Armee (Sesata Armata) sich mit größerer Ruhe auf die Operation vorzubereiten. Mambretti beschloss jedoch unerklärlicherweise nicht zu warten und am 10. Juni begann er den Angriff am Ortigara. Die Divisionen brachen zu den steilen Wänden des Bergs auf, während 430 Kanonen und 220 Granatenwerfer begannen die habsburgischen Schützengräben zu beschießen. Aber noch einmal wütete das Pech gegen die italienischen Soldaten. Die niedrig hängenden Wolken verhinderten eine gute Sicht und alle gegen die feindlichen Stellungen abgefeuerten Schüsse gingen ins Leere.
Trotz der Unterbrechungsforderungen einiger Offiziere befahl Mambretti fortzufahren in der Überzeugung, dass die italienischen Bomben und Granaten ihre Wirkungen gezeigt hätten. Aber die Wirklichkeit sah anders aus und die Soldaten befanden sich auf der schlammigen Seite des Bergs blockiert und verwandelten sich in leichte Ziele der österreichisch-ungarischen Artillerie.
Am 19. Juni besserten sich die Wetterbedingungen erneut und der Angriff wurde mit der Unterstützung der Bomber Caproni, Dreidecker, welche die für den italienischen Vorstoß erforderliche Unterstützung aus der Luft leisteten, fortgesetzt. Die Schlacht tobte eine Woche lang, aber die Eroberungen, mit Ausnahme von verschiedenen Artilleriestücken und circa tausend Gefangenen, waren gleich Null.
Am 25. Juni, nach zwei Wochen harter Gefechte, wehrten die habsburgischen Soldaten die Angriffe der Sechsten Armee (Sesta Armata) mithilfe von Flammenwerfern und Gas ab. Die Ortigara-Schlacht (Battaglia dell'Ortigara) wurde so zu einer der dramatischsten Seiten des Großen Kriegs (Grande Guerra). In 16 Tage verloren die Italiener mehr als 25tausend Mann und einige Bataillone verloren über 70% der Iststärken.