"Man hörte einige Soldaten sagen: "der Krieg ist zu Ende!" Aber es war schlimmer". (Giacomo Viola, "Geschichten vom Rückzug in Friaul des Großen Kriegs" ("Storie della ritirata nel Friuli della Grande Guerra"), Gaspari, Udine, 1998, S. 58). Eines der dramatischsten Kapitel der Geschichte von Italien war die Flucht der Zivilisten nach der Niederlage von Karfeit. Schätzungsweise setzten sich knapp unter 230tausend Personen (fast 21% der Bevölkerung) nach Westen in Bewegung: 134tausend aus Friaul, 31tausend aus der Provinz Belluno, 45tausend aus der von Treviso und knapp unter 20tausend aus der von Venedig (Angaben aus Daniele Ceschin, "Die parallele Flucht: Soldaten und Zivilisten nach Karfeit" ("La fuga parallela: militari e civili dopo Caporetto"), in AA.VV., "Verflucht die Stunde und der Augenblick" ("Maledetta l'ora e il momento"), Consorzio Culturale Monfalconese, Ronchi dei Legionari, 2008, S. 115).
Die ersten, die sich am 25. Oktober 1917 in Bewegung setzten, waren die Einwohner von Cividale del Friuli und den Grenzgebieten. Obwohl die zivilen Behörden mitgeteilt hatten, dass es keinen Grund gab, alarmiert zu sein, sahen die Einwohner, dass die Soldaten die Waffen wegwarfen und in aller Eile flohen. Am Tag darauf hörten die Einwohner von Udine die ersten Schüsse der deutsch-österreichischen Waffen. Der Bahnhof sowie Viale Venezia, die große Straße, die vom Stadtzentrum noch heute nach Codroipo und zur Freudenbrücke (ponte della Delizia) über den Tagliamento führt, wurde bestürmt. Gleiches geschah im Mittelgebirge von Friaul (Tarcento, San Daniele del Friuli und Gemona del Friuli), in Karnien und in der friaulischen Tiefebene. Dabei handelte es sich um einen Wettlauf mit der Zeit. Man musste in die Nähe der Brücken über den Tagliamento kommen, bevor die Soldaten diese sprengten, um den deutsch-österreichischen Vorstoß aufzuhalten.
Wem es gelang, lebte für über ein Jahr fernab von zuhause, häufig in irgendeinem abgelegenen Dorf in Süditalien. Den glücklicheren Familien gelang es zusammen zu bleiben, während sich die anderen in dem Durcheinander trennten. Insbesondere die Kinder und die Frauen verirrten sich, blieben alleine und waren gezwungen, in Armut zu leben oder erniedrigende Arbeiten zu machen. Andere hingegen setzten sich zu spät in Bewegung, mussten umkehren und sehr oft feststellen, dass ihr Haus schon geplündert worden oder schon von den Soldaten besetzt war.