Ich stehe früh auf, gehe aus dem Haus, über mir ein strahlend blauer Himmel und Möwengesang. Ich gehe in die Altstadt einen Kaffee trinken. Frühmorgens ist Grado wirklich etwas Besonderes. Ich steige auf mein Graziella-Fahrrad und beginne, die Riva Bersaglieri entlang zu fahren. Die Fischer sind gerade zurückgekommen und reparieren ihre Netze. Bei jedem Boot stehen drei, vier Personen auf dem Kai und reden mit den Pascauri (Fischer) über den Fischfang und die Bora.

Dann fällt mir plötzlich etwas ein. Warum nicht auf die Suche der kleinen Kirche San Marco gehen? Es ist ein kaum bekanntes, kleines Kultgebäude am religiösen Wanderweg Cammino Celeste (der von Grado/Aquileia zum Luschariberg führt), das auf die Lagune geht, nur wenige Kilometer von Grado entfernt ist und mit einer kleinen Abweichung vom herrlichen Fahrradweg, der nach Aquileia führt, erreicht werden kann.

Gedacht, getan. Ich fahre über die Drehbrücke von der Isola d'Oro ab und begebe mich sofort auf den Radweg. Die Morgenluft riecht nach Salz und Lagune. Zu dieser frühen Stunde sind noch nicht viele Leute unterwegs, aber auf dem Radweg treffe ich schon auf einige Radfahrer und Fußgänger. Was für ein Schauspiel! Reiher, Lappentaucher, Kormorane beobachten mich aus der Lagune.

In kürzester Zeit bin ich bei Belvedere, noch ein paar hundert Meter und ich biege nach links ab, verlasse den Radweg und fahre inmitten der Felder von Aquileia auf einem Feldweg auf ein verlassenes Landhaus zu. Dann biege ich zuerst nach rechts, dann nach links ab und sehe am Ende der Straße eine kleine Bodenerhebung, wo die Ackerflächen in einen Pinienhain übergehen. Mitten im Pinienhain steht die Kirche San Marco mit ihrem kleinen Friedhof. Die Legende erzählt, dass genau an diesem Punkt der von Alexandria kommende Heilige anlegte und von hier begann, diese Länder zu evangelisieren.

Die Lagune ist nicht weit entfernt. Eine Oase des Friedens ganz in der Nähe von Grado. Jetzt kann ich zurückfahren und den Kaffee genießen, der nach Adria duftet.