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26 September 2018

Offene Schlösser: Auf Entdeckungsreise des Festhauses Brunelde Festung in Fagagna

26 September 2018
Michele Castro

Offene Schlösser: Auf Entdeckungsreise des Festhauses Brunelde Festung in Fagagna

Man kann es einfach nicht übersehen, wenn man vom Hügel des Schlosses von Fagagna (UD) in Richtung Norden fährt. Ein in das Grün eingebettetes, wunderschönes Gebäude beherrscht die Szene. Es ist die Brunelde, die auch als Festes Haus bezeichnet wird. Ein Gebäude mit einer tausend Jahre alten Geschichte, Sitz der Adelsfamilie d'Arcano Grattoni, die bis heute hier lebt, das an einem seit der Römerzeit bekannten und besuchten Ort aufragt. Denn hier führte die alte Salzstraße vorbei, die Condordia Sagittaria mit Salzburg verband.



Wir befinden uns am Anfang der wunderschönen Provinzstraße 83 (dei quattro venti). Ein Gebiet, das ich sehr mag, weil es ruhig und abseits vom Verkehr liegt, ideal also für Spaziergänge oder Radtouren.  Jedes Mal, wenn ich hier vorbeigehe, bin ich immer wieder von der Schönheit dieses Hauses beeindruckt, und auch wenn ich mittlerweile Dutzende von Fotos habe, fotografiere ich es immer wieder. Ich habe mich immer gefragt, wie es in seinem Inneren sein mochte und so habe ich mir die richtige Gelegenheit, es zu besichtigen, nicht entgehen lassen, und zwar Offene Schlösser.

Für mich war es wie eine Zeitreise. Begleitet von den Hausherren, Maurizio und Cristina, den Grafen d'Arcano Grattoni, habe ich endlich die wunderbaren, an Geschichte und Kultur reichen Innenräume des Hauses bewundern dürfen. Es war äußerst faszinierend, die Familiengeschichten direkt von den Nachkommen der beteiligten Personen zu hören. Wechselfälle, die sich im Laufe der Jahrhunderte verlieren, von der Zeit der Langobarden bis in unsere Tage. Geschichten von Gespenstern und Enthauptungen, halb Legende halb Geschichte.
Die Räumlichkeiten sind sehr gepflegt und voller Möbel und Gegenstände aus sämtlichen Epochen. Von der Küche über das Wohnzimmer bis zur Musikecke (mit einigen antiken Instrumenten wie einer Flöte und einer Violine) und der fantastischen Bibliothek mit sehr alten und kostbaren Werken. Vom Enthusiasmus ergriffen, fange ich an alles Erdenkliche zu fotografieren und errege damit die Neugier des kleinen Hausherrn, der die Eltern begleitet und mich verblüfft ansieht, als ob er mir sagten wollte: "Was findest du bloß so toll daran, mein Zuhause zu fotografieren?"

Im Erdgeschoss befand sich einst ein Raum, der als Gefängnis diente. Denn die Besitzer des Großgrundbesitzes waren auch mit der Justiz der Epoche betraut und konnten Strafen von körperlicher Züchtigung bis zur Todesstrafe verhängen, die durch Erhängen, Enthauptung oder in den schwersten Fällen durch Vierteilung erfolgen konnte.
Es gibt ein paar Anekdoten bezüglich einiger historischer Fundstücke, die auf mehr als zweitausend Jahre und auf die Zeit der Kreuzzüge zurückgehen. So zum Beispiel ein Fragment des Kreuzes, an dem Jesus Christus starb und ein blutbeflecktes Stück Leinen in einer Hostie, die Maurizio d'Arcano 1758 brach. Im Anschluss an dieses Ereignis war der Vorfahr der Familie der Überzeugung, dass es sich um eine Botschaft Gottes handelte, so beeindruckt, dass er das Studium aufnahm, um Geistlicher zu werden, obwohl er bis zu diesem Zeitpunkt alles andere als ein Mönchsleben geführt hatte. Beide Fundstücke werden streng behütet in der Familienkapelle aufbewahrt, die dem Heiligen Nikolaus gewidmet ist. Eine kleine Kirche ist Teil des historischen Gebäudes und in ihrem Inneren ruhen zahlreiche Mitglieder der Adelsfamilie.

Das Haus wird von dem Gespenst Marco gut geschützt. Er wurde von den Venezianern getötet, weil er sich der Besetzung der Republik Venedig widersetzte und enthauptet. Man sagt, dass er im Haus mit dem Kopf unter dem Arm herumspukt, bereit, die Brunelde und seine Familie zu verteidigen. Ich glaube daran und möchte keinen Beweis dafür, daher werde ich Spaziergänge im Mondschein in dieser Gegend vermeiden...
Kurz, man atmet Geschichte, Kultur und Legende und gleichzeitig Alltägliches. Jeder Winkel des Hauses ist lebendig, weil es bis heute von der Familie d'Arcano Grattoni bewohnt wird. Maurizio und Cristina werden sich glücklich schätzen, Ihnen ihre und die Geschichte ihrer Brunelde zu erzählen. Ich glaube, wenn man sagt "Gäste einzigartiger Leute", ist das hier das, was gemeint ist. Die richtige Gelegenheit kann die nächste Veranstaltung von Offene Schlösser sein.
Gute Reise in die Zeit.
 
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Michele Castro

Ich heiße Michele, 40, und lebe in Friaul-Julisch Venetien seit ich 19 Jahre alt war. Meine Schichtarbeit ermöglicht es mir, meinen Lieblingshobbys, Wandern und Mountainbikefahren, nachzugehen. Ich werde Ihnen mögliche Naturerlebnisse erzählen, die unsere von den Alpen geschützte und vom Meer geküsste Region zu bieten hat.

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