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30 August 2018

Der verbotene Wald und das verlassene Dorf Moggessa di Là

30 August 2018
Andrea Maroè

Der verbotene Wald und das verlassene Dorf Moggessa di Là

Das erste Mal war ich in Begleitung von Förstern dort. „Es gibt einen unglaublichen Schwarzkieferwald“, hatten Sie mir am Telefon erzählt, „mit über dreihundert Jahre alten Bäumen“. Natürlich glaubte ich ihnen nicht, aber ich ging ihn mir trotzdem ansehen. Aber dann war in der Försterstation Moggio eine Scheibe eines nicht sehr großen Schwarzkieferstamms ausgestellt. Seine so dünnen Ringe, dass sie mit bloßem Auge nur schwer zu unterscheiden waren, wurden vom Kommandanten sorgfältig gezählt. „Über 400 Jahre!“, sagte er mir stolz, „unglaublich, nicht wahr?“. Wir fuhren eine sehr schmale Straße zwischen felsigen Kurven und Buchenstämmen hinauf, die vor Grauzaria nach Monticello abbog und dort sofort in einen Saumpfad überging – jetzt ein Mountainbikeweg mit dem Namen „Il troi dai borcs“ (Dörfer-Rundweg von Moggio) – der jedoch breit genug für einen „Panda 4x4“ ist. Die schwierigsten Engpässe wurden durch die Nähe der alten Häuser von Borgo di Mezzo und Morolz verursacht, zwei kleine und alte, wirklich bezaubernde Weiler. Nach dem letzten Haus faszinierte mich sofort der Weg mit seinem Auf und Ab durch die Wälder und Bäche, die ihn manchmal überquerten, in einem wilden, aber keinesfalls feindseligen Gebiet. Wir waren auf dem Weg nach Moggessa di Là’. „Es ist ein in seiner Art einzigartiger ‚bosco bandito’ (verbotener Wald, auch mit Banditenwald übersetzbar).“ Als ich als Junge von diesem ‚bosco bandito’ hörte, dachte ich an alte Legenden von Banditen, die im Wald versteckt waren. Erst viel später verstand ich, dass damit ein Wald gemeint war, in dem, außer in Sonderfällen, das Abholzen verboten war, weil er wichtige Funktionen für die Gemeinschaft erfüllt. Diese Funktionen sind meist hydrogeologischer Natur (z. B. Steinschlag- oder Lawinenschutz), können aber auch wirtschaftliche Funktionen sein (Wertsteigerung des Holzes durch Gewinnung sehr alter und großer Bäume). Sicher ist, dass diese Wälder, dank ihres Alters und der bedeutenden Auswirkungen auf ihre Umwelt, in der sie seit Jahrhunderten stehen, wenn auch indirekt, im Laufe der Zeit zudem einen wichtigen ökologischen Wert einnehmen. Der verbotene Wald von Moggessa di Là entstand im Wesentlichen mit der schwierigen Funktion, den kleinen Ort in den Jahrhunderten vor Steinschlag zu schützen. Seine Besonderheit liegt darin, dass er hauptsächlich Schwarzkiefern umfasst, während fast alle verbotenen Wälder mit Schutzfunktion Buchenwälder sind. Nach einer steilen Abfahrt und der letzten Kurve befanden wir uns vor dem kleinen Dorf. „Stell dir vor, in diesen Häusern lebten bis vor dem Krieg mehr als 700 Menschen. Seit dem Erdbeben von 1976 sind sie praktisch unbewohnt, und viele liegen in Trümmern, aber einige Besitzer haben begonnen, sie wiederaufzubauen, und kommen her, um die Sommermonate hier zu verbringen.“ Ich betrachtete die engen gepflasterten Gassen, die vielen Brunnen mit fließendem Wasser, die Steinhäuser, viele mit Weinranken, die die Außentreppe umgeben und so die Südwand vor der Hitze schützen. Die antike Bausubstanz der Gebäude gibt der Geschichte der Menschen, die viele Jahrhunderte hier gelebt haben, einen besonderen Stellenwert. Zum einen unterstreicht sie die harte Arbeit des Lebens in den Bergen, aber zum anderen auch den unglaublichen Wunsch, etwas Schönes zu schaffen. Das lässt sich an der Liebe zu den Details erahnen, manchmal unbedeutend, aber dennoch kostbar, kann man sie beim Gehen durch die engen, mit Stein gepflasterten Gassen noch sehen, durch die noch nie ein motorisiertes Fahrzeug fahren konnte. Ich gehe wie verzaubert durch das alte Dorf. „Von hier geht es über einen Weg zur alten Mühle hinab und dann talaufwärts nach Mogessa di Qua’. Es kommen sehr viele Österreicher an diese Orte, aber beinahe kein Friulaner kennt diesen Wald.“ „Ich werde wiederkommen“, sage ich mir in Gedanken, während ich am Hang die alten grünen Wächter bewundere, die diese armen Häuser seit Jahrhunderten verteidigen. Häuser, die nur „l’orcolat“ (AdR: So wird in Furlanisch manchmal das Erdbeben genannt, wegen der Angst, die es einflößt) zum Einstürzen bringen konnte und mit ihnen auch die Willenskraft seiner alten Bewohner.
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Andrea Maroè

Ich suche die ältesten, größten, erhabensten und geheimnisvollsten Bäume unseres Planeten, besteige sie, vermesse sie und verteidige sie. Ich liebe es, unsere Wälder und unsere herrliche Natur auszuleben.

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