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24 Mai 2018

Görzer Handmade-Tour: Auf Entdeckung handwerklicher Kreativität

24 Mai 2018
Sabrina Pellizon

Görzer Handmade-Tour: Auf Entdeckung handwerklicher Kreativität

Vor kurzem hatte ich die Freude, meine erste Begegnung mit dem Touristenangebot „Gorizia Handmade: artigianato in tour” (Görzer Handmade: Tour der Handwerkskunst) zu leiten.



Die Initiative setzt sich eine „tiefer greifende“ und personalisierte Nutznießung des Handwerksprodukt zum Ziel und zieht derzeit vier Handwerksbetriebe mit ein, die an diesem Tag die Teilnehmer mit Vorführungen und ad hoc erdachten handwerklichen Tätigkeiten empfangen haben. Sie enthüllten Geheimnisse und die Geschichte antiker Techniken und Traditionen und gaben so eine erzählende Anregung, auf dass die Teilnehmer in die Kreativität unser Görzer Gebiets und in die Kunst des Gewusst-wie eintauchen konnten. Handwerker zu sein, bedeutet nicht nur, für den Verkauf zu kreieren, sondern vor allem, zu kreieren, um die Geschichte und Seele eines Orts zu erzählen.

Ein geführter Spaziergang durch die Altstadt von Görz beginnt mit dem zentralen „Corso“, geht weiter über die elegante Piazza Sant’Antonio, durch die historische Via Rastello bis ins Herz des ehemaligen jüdischen Ghettos vor der Synagoge (heute Museum). Es bietet sich nur so an, einige historische Kuriositäten über die begangenen Orte zu erzählen, insbesondere über Via Rastello, dem antiken Herzen der gewerblichen und handwerklichen Tätigkeit mit einer besonderen Etimologie, die an das antike Holzgatter erinnert, das bei Sonnenuntergang den Zugang zu dem sich um die Burg gebildeten Städtchen verwehrte. Tatsächlich war diese Via einst die einzige Straße, die von der heutigen Piazza Vittoria zur Burg führte.

Nachstehend eine Zusammenfassung der Vorführungen/Workshops der Tour:

Pappmaschee: Frau Alessandra ließ uns in das Hinterzimmer ihres Ladens, ihrer Werkstatt, und veranschaulichte uns eine antike Kunst, die mit ihrer bunten Magie fasziniert. Es handelt sich um eine in China entstandene Technik, die auch Künstler wie Michelangelo und Donatello für Ihre Entwürfe verwendeten. Beim Eintreten in diesen Laden überkommt einen das Gefühl, in eine kleine Bauernwelt katapultiert zu werden, in der uns bunte Hähne und Hennen aus Pappmaschee willkommen heißen! Nachdem sie uns die Geschichte dieser Technik erzählt hatte, zeigte sie uns, wie die Armatur einer Henne geformt wird. Dann erklärte und zeigte sie uns, wie das Gemisch hergestellt wird, ließ uns mit unseren Händen selbst „mitmischen“ und es dann auf die Armatur der Henne auftragen und ihr Form und Dimension verleihen. Die Teilnehmer, insbesondere die Kinder, hatten dabei großen Spaß und tauften die Gruppenkreation „Gallinella Grigetta“ (auf Deutsch so viel wie „Grauchen-Henne“). Beim Ansehen der Fotos verstehen Sie sofort warum. Hahn und Henne begleiten mit ihrem Glucken und Krähen seit Urzeiten den Menschen, kündigen damit einen neuen Tag an und wünschen, dass er gut wird. Unsere Künstlerin hat sie deshalb als Hauptthema ihrer Kreationen gewählt.



Kardierte Wolle: Wir wohnten einer wunderbaren Vorführung von zwei Wollfilztechniken bei: dem Nadelfilzen und dem Seifenwasserfilzen. Frau Elena erzählte uns viele Kuriositäten darüber, wie antike Hirten zufällig auf die Möglichkeit des Kardierens mit den Blütenständen jener Pflanze gekommen sind, der die Technik ihren Namen verdankt, nämlich der Kardendistel. Sie erzählte uns weiter, dass die händische Verarbeitung der Wolle in Aquileia ihre Wurzeln hat und auf die Zeit des Römischen Reichs zurückgeht und dem Talent einer befreiten Sklavin namens Trosia Hilara zurückgeht. Soweit bekannt, war sie die erste Unternehmerin in unserem Land. Greifbare Zeugnisse hiervon sind im Archäologiemuseum von Aquileia verwahrt. Dann wurde es praktisch und wir versuchten uns in den beiden genannten Techniken. Jeder von uns machte zwei kleine Blumen, die wir zur Erinnerung mit nach Hause nehmen durften.

Glaskunst: Daniele zeigte uns die Magie dieses einfachen und lebhaften Materials einer antiken Tradition und katapultierte uns in die Welt wunderschöner, blei- und zinngefasster Gläser, eine jahrhundertelang für große Kirchen und Kathedralen verwendete Technik, die noch heute zeitlose Faszination ausstrahlt.



Auch hier konnten wir persönlich einige Phasen der Glasverarbeitung versuchen und zwei Instrumente des Handwerks in die Hand nehmen. Unter seinen Kreationen durften neben den Lampen, Bildern und Schmuckstücken natürlich die berühmten Tiffany-Lampen nicht fehlen. Die von Daniel ist eine wahre Interpretation einer antiken Kunst in zeitgenössischer Weise.

Die Rückmeldungen der Teilnehmer an dieser originellen und personalisierten Erfahrung waren sehr positiv. Sie zeigten, dass es möglich war, etwas Neues zu lernen und in einigen Fällen ein Interesse zu vertiefen, das man schon kannte. Nachstehend einige der mir von den Teilnehmern geschickten Kommentare, die, besser als jedes meiner Worte, die Essenz dieser Handicraft Experience vermitteln:

„Die Initiative war entschieden beeindruckend. Ihre Zutaten waren zwar sehr einfach, aber reichhaltig. Die Materialien: Papier, Wolle und Glas, alles Materialien mit jahrtausendealter Geschichte, aber stets aktuell; Leidenschaft für Kreativität, eine aus der Vergangenheit geerbte und geteilte künstlerische Tradition, damit es sie auch in Zukunft gibt. Was mich aber am meisten beeindruckte, war die Großzügigkeit, mit der uns alle Künstler in ihrem Alltagstempel empfangen haben. Für Groß und Klein war es eine wunderschöne, praktische und explizite Entdeckung und wir können die Fortsetzung der Tour schon jetzt kaum erwarten.“ (Francesca)

„Das Kennenlernen von Künsten und Handwerken, sie mit Händen zu greifen und zu experimentieren, ist der beste Weg, antike Traditionen weiterzugeben. Jede Erfahrung in sich war einzigartig. Wir freuten uns darüber, mit Pappmaschee arbeiten zu können (für uns das erste Mal) und unserer Gastgeberin sah man an, dass es ihr Freude bereitete, ihre Leidenschaft an uns weiterzugeben. Die Mission war erfolgreich, denn mein Sohn ist dabei seine „Piñata“ zu kreieren! Zudem begeistert uns die Vorstellung, dass wir die begonnene Arbeit zu Ende bringen werden! Auch mit der Wolle zu arbeiten, war herrlich. Aus erfahrenen Händen die Kunst zu lernen, mit einfachen und ehrfürchtigen Gesten aus einem wertvollen Material etwas Schönes zu schaffen. Im Laden konnte man Umsicht, Sensibilität, Respekt und Schönheit atmen.

Und schließlich das Glas. Wo man sich nichts angreifen traut, weil man immer Angst davor hatte, sich weh zu tun, kommen die geschickten Hände und der kreative Geist des Künstlers zum Einsatz und enthüllt die Geheimnisse dessen, was immer ein Mysterium war.“ (Vlasta)

Das nächste Stelldichein mit Gorizia Handmade ist am 9. Juni geplant. Es wird auch einen dem Tiramisù gewidmeten Konditoreiworkshop geben. Diese Süßspeise wurde jüngst in die Liste traditioneller Agrar- und Lebensmittelerzeugnisse (Pat) aufgenommen und ist als charakteristisch für die Region anerkannt. Der praktische Teil wird von einem guten Kaffee in Gesellschaft unseres Konditors eingeleitet, der uns über die Geschichte, die Entwicklung, Kuriositäten und kleinen Geheimnissen einiger Süßspeisen der Görzer Tradition, die den mitteleuropäischen Charakter der Stadt widerspiegeln, erzählen wird. Mehr zu diesem Thema sage ich aber nicht. Ich wünsche mir, Sie bei der Veranstaltung begrüßen zu dürfen, oder dass Sie den darauffolgenden Artikel lesen werden.

Abschließend noch ein Tipp. Sollten Sie sich in Görz befinden und eine echte Erinnerung an die Stadt mitnehmen wollen, dann suchen Sie einen dieser Läden auf. Sie haben reguläre Öffnungszeiten und sind ideal für alle, die handgemachte, einzigartige Stücke erwerben wollen, die das Ergebnis von Kreativität, Zeit und Leidenschaft jener sind, die in meiner Stadt alte Handwerke lebendig halten.
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Sabrina Pellizon

Meine Erfahrung mit der Incoming-Welt beginnt als Tour-Leader, um sodann in Natur- und Umwelt-/Wanderführerin in unserer Region umzuschlagen.
 
Meine Erfahrung mit der Incoming-Welt beginnt als Tour-Leader, um sodann in Natur- und Umwelt-/Wanderführerin in unserer Region umzuschlagen. Ich beschäftige mich zudem mit Esel-Didaktik und liebe es über alles, mit Noè, meinem adoptierten Esel und treuen Begleiter, Wanderungen durch mein Preval-Gebiet zu unternehmen. Ich liebe es, unsere Gäste zu informieren, zu überraschen, zu verwöhnen und zu begleiten und ihnen die kuriosen und originellen Seiten unserer Orte zu vermitteln.

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