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8 November 2017
Tiziana Fiorentino

Die geheime Zutat der Marmelade: das Schweigen

Genau genommen dürfte sich nach einer europäischen Verordnung nur ein Brotaufstrich aus Zitrusfrüchten Marmelade nennen, aber wir normalen Sterblichen nannten seit unserer Geburt auch Konfitüren so.  Ob hausgemacht oder nicht, Marmelade ist ein süßes Abenteuer für alle. Sie ist das Frühstück schlechthin: eine Scheibe Toastbrot, ein Hauch Butter, besser noch wenn Almbutter, und ein Teelöffel dieses glänzenden Aufstrichs mit Fruchtstücken!

Hausgemacht aus garteneigenen oder wilden Früchten schmeckt sie natürlich besser oder aber auch durch Zugabe von Kräutern und Gewürzen, wenn sie zu Käse serviert werden soll. Auf jeden Fall ist sie das Resultat einer geduldigen Arbeit und Tradition. Ich mache Marmelade selber, bin aber nie neuen Rezepten und Traditionen abgeneigt, weshalb ich Sie zu den Benediktinerinnen des Klosters Santa Maria Annunciata in einem der schönsten Dörfer Italiens führe,  Poffabro im Colvera-Talnur wenige Kilometer von mir entfernt.

Zuerst flaniere ich zwischen den Steinhäusern mit Holzlaubengängen, Geranien an den Balkonen, einigen alten Kupferkesseln an den Wänden durch die Gassen. Im Winter nennt jedes Haus eine der berühmten Krippen sein eigen, die mit allen möglichen Materialien realisiert werden, auch Recyclingmaterialien. Zu dieser Zeit wird Poffabro eine Ausstellung unter freiem Himmel, die bei Schnee praktisch eine perfekte Ansichtskarte darstellt! Vor einiger Zeit hatte ich auch die Ausstellung traditioneller Handwerksgegenstände besucht, die ebenfalls einen Abstecher wert ist.

Ich kann nicht umhin, von der Terrasse auf dem runden Hauptplatz auf das Tal zu schauen. Überall sind Wälder zu sehen und in der Ferne Navarons,  ein ganz kleines Dorf der Gegend.

Nach Verlassen des malerischen Dorfs öffnet sich einem ein Universum an Natur und Ruhe, es duftet nach Wald, Pilzen und Kastanien und es sind imaginäre Geräusche von kleinen Tieren zu vernehmen, die es bewohnen und Sie beobachten, die Sie bitten, keinen Lärm zu machen, sondern mit ihnen in diese Welt einzutauchen.

Und mitten in dieser Landschaft, in der Ortschaft Taviela, zwischen Bäumen und Marmorstatuen Heiliger steht das am 11. Juli 2002 feierlich eingeweihte Kloster. Dort beten, trösten und arbeiten wenige Benediktinerinnen, die aus diesem Triumph der Natur das Obst und die Blumen für Konfitüren, Cremen und Kräutertees beziehen, die zu ihrem Unterhalt beitragen.

Es empfängt mich heiter und lächelnd Schwester Daniela, die mir ein wenig über die Rezepte des Klosters und den Mix verschiedener Gewürze erzählt (ich kaufe Apfel- und Kaffeekonfitüre, die zu Käse passt). Das Obst hierfür kommt, je nach Saison und Verfügbarkeit, aus dem umliegenden Wald, aus den eigenen Obstgärten oder aus anderen Klöstern Italiens. Der Rohstoff ist daher zu 100 % biologisch, was auch für die im Kloster zubereiteten Kräutertees und Liköre gilt.

Ich bin nicht allein. Andere Gäste sind gekommen, um Produkte zu kaufen, oder einfach nur ein Wort des Trostes zu hören oder in die Ruhe einzutauchen. Denn die geheime Zutat dieser Delikatessen und Köstlichkeiten ist die Stille.

„Stille ist ein universelles Geschenk, das nur wenige zu schätzen wissen, vielleicht weil sie nicht käuflich ist. Reiche Leute kaufen Lärm. Die menschliche Seele erfreut sich an der Stille der Natur, die sich nur denen offenbart, die sie suchen.“

C. Chaplin

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Tiziana Fiorentino

Wie eine Katze besitze auch ich viele Leben: Ich bin Unternehmensleiterin, nehme an der Organisation önogastronomischer Events teil, bin Köchin, fahre mit dem Boot, bin Sportlerin, reise, lese, schreibe, bin neugierig, höre gerne zu und teile gern. Ich begeistere mich für alles, aber ich werde mich auf meine Top-Leidenschaften konzentrieren, das Essen, den Sport und die Slow-Touren.

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