
Bikesharing, in der Stadt auf zwei Rädern

Es gibt Emotionen, die einem nur ein nächtlicher Ausflug mit dem Mountainbike schenken kann. Und so beschließe ich – während der Nachmittag über dem Friulanischen Flachland seinem Ende zugeht – das Fahrrad in das Auto zu laden und dem Gebirge zuzufahren. Mein Ziel ist eine der vielen Hütten, um dort Abend zu essen.
Auffahrt zur Schutzhütte Marinelli/Scharte Morarêt von Forni Avoltri
Ich beginne in dem Moment in die Pedale zu treten, in dem die Sonne hinter den Gipfeln untergeht und mir herrliche Lichtverhältnisse beschert. Die Auffahrt ist lang und schwierig, zwei Stunden harte Arbeit. Es begleiten mich die Ruhe und der Duft des Waldes, und nicht selten begegne ich Wildtieren (diese Weiden sind von Hirschen und Murmeltieren bevölkert). Aber häufiger treffe ich auf Kühe, die zur Alm zurückkehren.
Mittlerweile ist die Sonne untergegangen, ich bin in die magische blaue Stunde eingetaucht und es ist noch hell genug, um ohne Licht weiterzufahren. In dieser einzigartigen Atmosphäre erreiche ich die Hütte. Es ist unmöglich, nicht kurz anzuhalten, der Stimme des Windes zuzuhören und das Panorama zu bewundern. Über mir das Profil der Berge, unter mir immer mehr Lichter in den Ortschaften. Und hier nur ich und mein Fahrrad.
Und dann trete ich in diesen Mikrokosmos ein, der eine Berghütte ist. Andere Bergbegeisterte wie ich genießen die alpine Gastlichkeit zum Abendessen, einige singen und folgen dem Rhythmus eines Akkordeons, jemand geht hinaus, um den Zauber der mittlerweile vom Himmel Besitz genommenen Nacht zu bewundern. Wir Hüttenbesucher verstehen uns. Wir kennen uns nicht, vielleicht sprechen wir nicht einmal dieselbe Sprache, aber wir sind eng miteinander verbunden, weil wir die gleiche Leidenschaft teilen und wir am selben Tisch sitzen. Wir verstehen uns einfach.
Und so kommt nach dem Abendessen und ein paar gewechselten Worten die Zeit, wieder zurückzufahren. Ich trete aus der warmen Hütte. Die Temperatur ist spürbar gesunken, aber ich bin ja gut ausgerüstet. Ich schultere meinen Rucksack, verabschiede mich noch einmal von den Hüttenfreuden und fahre abwärts.
Der Mond überflutet die Wiesen, ich singe, um meine Lunge zu wärmen, die Abfahrt nimmt wenig Zeit in Anspruch, im Handumdrehen bin ich in den Dörfern, die mir kurz zuvor nur als Lichtpunkte erschienen. Ich durchquere sie in der Stille der Bergnacht und nach wenigen Minuten bin ich beim Auto. Ich steige vom Fahrrad ab, schaue zur eben befahrenen Straße zurück und meine Gedanken wandern gleich wieder nach oben. „Was für ein herrlicher Abend.“
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