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24 Januar 2019

Sappada, Spiele im Schnee und Saurnschotte

24 Januar 2019
Tiziana Fiorentino

Sappada, Spiele im Schnee und Saurnschotte

Möchtest du eine schöne Scheibe Schwarzbrot mit Wiesenaufstrich?“

„Wiesenaufstrich?“

Diese Frage stellte mir Annamaria bei meiner Rückkehr in das charmante Hotel im Ortsteil Hoffe, wo ich in Sappada übernachtete. Ich wollte mir ein besonderes Wochenende gönnen – vielleicht habe ich mit dem Besuch gewartet, bis es erneut zu Friaul-Julisch Venetien gehörte – aber letztendlich zählt das nicht, denn es ist einfach ein magischer Ort, egal in welcher Region er sich befindet. Natürlich bin ich heute zusätzlich ein bisschen stolz darauf, dass wir diese seltene Perle zu den zahlreichen Schönheiten unserer Region zählen können.

Nach einem Besuch des malerischen Dolomitendörfchens gönne ich mir einen Nachmittag des reinen Vergnügens in Nevelandia, einem der größte Snowparks Italiens. Nicht nur für Kinder ein echter Spaß: ich habe den Fat Bike-Parcours und den Quad ausprobiert. Der Eintritt in den Park ist kostenlos, man zahlt nur für die einzelnen Attraktionen wie Snowtube, Bike oder eine Rundfahrt mit dem Zug. Dazu gehört natürlich auch ein Foto mit Sappy, dem Maskottchen des Parks!

Wer neugierig ist und mit dem notwendigen Quäntchen Glück ausgestattet ist wie ich, macht auch einen Abstecher nach Cima Sappada, das zu den Schönsten Dörfern Italiens gehört: zauberhafte Holzhäuschen mit bunten Fenstern, von denen keines gleich ist. Vor allen Häusern hängen Puppen aus Jute, Heu und anderen Naturmaterialien, die mit Ornamenten versehen sind und Märchenfiguren darstellen, zum Beispiel „Schneewittchen und die 7 Zwerge“, „Das Mädchen mit den Zündhölzern“, „Dornröschen“, „Pinocchio“ und viele mehr. Mein Quäntchen Glück wollte, dass ein Filmproduzent mich kostenlos in ein originalgetreu nachgebautes „Altes Haus“ eingeladen hat, wo in den kommenden 10 Tagen ein Film gedreht werden soll, der sicher schön ist, aber nicht mit dem Gefühl vergleichbar, das ich beim Betreten dieses dunklen Raumes mit seinen kleinen Fenstern hatte: ein Tisch mit wenigen Speisen, also dem, was es zur damaligen Zeit gab, ein Kamin, urige Fußböden und der Duft vergangener Zeiten, den man in keinem Geschäft kaufen kann, sondern einfach erleben muss!

Um zur eingangs gestellten Frage zurückzukehren: die Idee mit der Wiese voller Kräuter und Gewürze gefiel mir…meine Großmutter Otilia brachte mir bei, sie zu bestimmen…nun bin ich aber wirklich neugierig auf diese Wiese, die man auf eine Scheibe Brot schmieren kann!

Es geht um den Saurnschotte, einen typischen Frischkäse, der mit perschtròmm gewürzt wird, einer Art Estragon, der in den Gärten von Sappada sehr verbreitet ist und ein Aroma von Minze und wildem Fenchel hat. Einst wurde der Saurnschotte in allen Häusern hergestellt, zur Wiederverwertung sauer gewordener Milch: er köchelte vier Tage in gusseisernen Töpfen auf dem Holzofen vor sich hin, bis er die richtige Konsistenz hatte. Anschließend ließ man den Käsebruch in Leintüchern abtropfen und verrührte ihn mit Estragon, bevor man ihn in Schüsseln oder Eimer aus Holz füllte. Er diente als einfacher Aufstrich für Schwarzbrot oder Zutat für andere Gerichte. Der Estragon verleiht diesem Käse ein einzigartiges Bergwiesenaroma, so dass er für unterschiedlichste Speisen verwendet werden kann. In der Region dient er häufig zur Zubereitung von gapitschta kropfn, einer Art Teigtaschen, er passt aber auch hervorragend zu Räucherfleisch, gebratenem Speck und – warum nicht – Süßwasserfisch und Wildgerichten, ebenso wie zur Füllung von Schmalzgebäck zur Fastnacht.

Eine Tradition, die verloren gegangen wäre, wenn einige hartnäckige Anhänger nicht gemeinsam dafür gekämpft hätten, dieses Produkt zu bewahren und zu erhalten, allen voran die Sterneköchin Fabrizia Meroi: sie passte die Rezeptur entsprechend an, um sie nach den modernen Lebensmittelvorschriften herzustellen, wie es heute in der ortsansässigen Käserei Plodar Kelder der Fall ist.
Lecker? Probieren Sie ihn selbst vor Ort, ich wollte nicht mehr nach Hause fahren ….

Außerdem verleiht er genau die richtige Energie für einen herrlichen Tag auf Skiern, zum Beispiel auf den Pisten des Monte Sierra. Mit dem praktischen Sky Bus geht es direkt weiter auf die Schwarze Piste. Im Tal warten weitere Berghütten mit köstlichen Speisen wie Gulasch, Käse, Bratwürsten…und da man beim Skifahren viele Kalorien verbrennt, kann man auch ein paar Grappas vertragen (natürlich ohne zu übertreiben!)

Leider war Sappada stark von den Unwettern im vergangenen Herbst betroffen, die in den Wäldern ihre Spuren hinterlassen haben. Beeindruckend war jedoch auch, wie dieses Bild durch die einzigartige Gastfreundschaft der Einheimischen aufgewogen wurde, bei denen man sich sofort wie zu Hause fühlt und die auch in schwierigen Momenten nie den Mut verlieren. Ein Ort, der eine Reise wert ist!
 
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Tiziana Fiorentino

Wie eine Katze besitze auch ich viele Leben: Ich bin Unternehmensleiterin, nehme an der Organisation önogastronomischer Events teil, bin Köchin, fahre mit dem Boot, bin Sportlerin, reise, lese, schreibe, bin neugierig, höre gerne zu und teile gern. Ich begeistere mich für alles, aber ich werde mich auf meine Top-Leidenschaften konzentrieren, das Essen, den Sport und die Slow-Touren.

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