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29 Januar 2019

Sappada- Plodn und die lange Fastnacht

29 Januar 2019
Anna Maria Ometto

Sappada- Plodn und die lange Fastnacht

Während der Wartezeit auf den Schnee lohnt sich ein Besuch in der jüngsten Gemeinde Friaul-Julisch Venetiens, Sappada, das in der ausschließlich hier verbreiteten Minderheitensprache „Plodn“ heißt. Seit dem Dezember 2017 gehört der auf ca. 1200 m ü.d.M. zwischen Cadore und Karnien gelegene Ort zur Provinz Udine. Unter den umliegenden Bergen findet sich auch der Peralba, zweithöchster Gipfel der Karnischen Alpen mit einer Höhe von 2.694 m, an dem der Piave entspringt. Die jüngsten Unwetter haben enorme Schäden in der Region verursacht, doch konnten dank des unermüdlichen Fleißes der Bewohner die wichtigsten Verbindungswege und Dienstleistungen erneut hergestellt werden.

Nun warten alle auf die Fastnacht, ein spontanes, öffentliches und traditionsreiches Fest, das eine tausendjährige Geschichte und viele kleine lokale Ereignisse miteinander verknüpft. Alle 14 Ortsteile feiern an drei Sonntagen, die den einstigen Gesellschaftsschichten gewidmet sind, sowie an drei Werktagen: mit Holzmasken, typischen Kostümen, kleinen Darbietungen, Scherzen, Tänzen und Süßigkeiten. Es gilt die feste Regel, dass die Masken während der gesamten Fastnacht nicht abgenommen werden dürfen und niemand seine Identität preisgibt. Im vergangenen Herbst erhielt ich von einem kundigen Führer des Ethnographischen Museums von Cima Sappada eine ausführliche Erläuterung zum Thema. Der erste Sonntag beginnt normalerweise mit dem Bettlertag: traurige Masken, zerschlissene Kleider, einfache Alltagsszenen und Arbeiten, die die ersten Einwohner des Ortes verrichteten. Sie waren mit dem Einverständnis der Patriarchen von Aquileia um das Jahr 1000 aus einem Gebiet deutscher Grafen in diese Gegend gezogen. Der zweite Sonntag ist der Bauerntag und spielt sich im Ortsteil Kratten ab, wobei verschiedene Alltagsszenen mit Masken, besonderen Kostümen und landwirtschaftlichen Erzeugnissen dargestellt werden. Der dritte Sonntag ist der Herrentag, an dem alle elegante Kleider tragen. Allgegenwärtig ist die Symbolfigur der Fastnacht von Sappada, der „Rollate“. Er ist normalerweise von großer Statur, trägt eine bärtige Maske, ein dunkles Schaffell und gestreifte Hosen und ist mit einem Besen (zum Scherzen oder Drohen?) ausgestattet, sowie mit zwei lauten Eisenkugeln, die er an seiner Kette hinter sich herzieht. Aussagekräftig ist auch sein Halstuch: ist es rot, ist der Rollate verheiratet, ein weißes Tuch besagt, dass er ledig ist. Alle Maskierten sprechen einen bayerisch-tirolerischen Dialekt und mit hoher Stimme, um unerkannt zu bleiben. Traditionsgemäß gibt man auch dann, wenn man jemanden wiedererkennt, seine Identität nicht preis, um den Geist der Fastnacht nicht zu verärgern.

In einer örtlichen Holzschnitzerei konnte ich bei der Herstellung einer der Masken zusehen, die normalerweise aus weicher Zirbelkiefer oder aus Buche angefertigt werden: eine hohe Kunst, die von Generation zu Generation weitergegeben wird. Es heißt, dass jeder Einwohner Sappadas zumindest eine einfache Maske schnitzen kann. Für alle, die neugierig geworden sind: am 15. Februar haben Familien die Möglichkeit, unter der Anleitung von Julia im Museum zu lernen, wie man eine Maske anfertigt.

Bei meinem letzten Besuch erstrahlte dieser Ortsteil Sappadas in warmen Herbsttönen und ich durfte viele interessante Erfahrungen machen: eine einzigartige Gastfreundschaft, ein Spaziergang zwischen alten Holzhäusern, ein Wasserfall, die Mühle mit der blühenden Brücke, ein Besuch der Quellen des Piave, der Beginn der jährlichen Wallfahrt nach Luggau unter strömendem Regen und die Rückkehr nach zwei Tagen, die antike Küche des historischen Wirtshauses mit dem Office von Marco und Carla. Sappada verdient ihren Beinamen „Perle der Dolomiten“: eine Landschaft voller Traditionen, Farben und Geheimnisse, die es sich zu entdecken lohnt.
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Anna Maria Ometto

Sommelier, Önogastronomin. Vertreterin und Präsidentin des Berufsverbands. Adoptiert in Friaul-Julisch Venetien, wo sie ihre Lehrerausbildung abgeschlossen hat, versucht sie, Familie mit Augenblicken der Gebietsvalorisierung unter einen Hut zu bringen. Sie lebt in der Provinz Pordenone.

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