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Die Flüchtlingskinder

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Zusammen mit den Frauen war die Gruppe der Kinder, welche die größten Folgen nach der Flucht aus dem Friaul (Friuli) und dem östlichen Venetien (Veneto) erlitt. Schätzungsweise waren 30% der Flüchtlinge Kinder unter 15 Jahren, die in vielen Fällen den Kontakt zu ihrer Herkunftsfamilie verloren. Hunderte von Kindern nahmen von den Mailänder Straßen Besitz und wurden nach und nach in den Waisenhäusern und religiösen Instituten untergebracht. Viele von ihnen waren aufgrund des Kriegs wirklich elternlos geworden, aber eine große Anzahl war während der Reise abhanden gekommen, weil sie zum Beispiel in einen anderen Zug als den ihrer Eltern eingestiegen waren. 
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Die Kleinen fanden sich so völlig ohne Bezugspunkte wieder. Viele Gemeinden mussten Kinderkrippen, Schul- und Erholungskurse sowie Berufsschulen einrichten, die ihnen die Chance auf eine Zukunft gaben. In den Städten waren diese Initiativen dank der vorhandenen schon bestehenden Strukturen einfacher, während die Dinge auf dem Land viel schwieriger waren. In einigen Gegenden in Mittelitalien entstanden Kolonien, die den Unterricht mit der Feldarbeit abwechselten und so versuchten, die jungen Leute in eine neue Gemeinschaft zu integrieren. Eines der wichtigsten Probleme war nämlich gerade das Ausgrenzungsproblem. 
So wie die Erwachsenen wurden auch die Flüchtlingskinder als Fremde angesehen: "die sizilianischen Kinder schlugen uns, sie dachten, dass wir der Grund für ihre Missgeschicke wären. Sie nannten uns die Roten aus dem Norden. Sie kannten keinen Schnee und in jenem Winter nach unserer Ankunft schneite es mehrmals. […] Die einheimischen Kinder hänselten uns: diese Flüchtlinge haben uns den Schnee gebracht." (Zeugnis von Giovanni Pianaro in Daniele Ceschin, "Die Lage der Flüchtlingsfrauen und der Kinder nach Karfeit" ("La condizione delle donne profughe e dei bambini dopo Caporetto"), in "DEP - Deportate, esuli, profughe, Rivista Telematica di studi sulla memoria femminile", Nr. 1, 2004, S. 41) 

Den Glücklicheren gelang in den Folgemonaten die Wiedervereinigung mit ihren Eltern oder Verwandten. In dem Fall konnten die Kinder auf die Zuneigung der Familie zählen, aber die Probleme änderten sich nicht. Die Armut war immer an der Tagesordnung und viele von ihnen wurden an Stelle des Besuchs der Schule vor Ort zuhause gehalten, um die Hausarbeiten zu erledigen (besonders wenn die Mutter in Abwesenheit des Vaters gezwungen war, zu arbeiten). Auf diese Weise blieben die beiden Gemeinschaften, die einheimische und jene der Flüchtlinge, stets getrennt. 
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