Ich reise gern mit dem Zug, ich finde es entspannend: man kann durch das Fenster die sich verändernde Landschaft betrachten und sich von der rhythmischen Bewegung wiegen lassen, während man ein Buch liest.
Ich bin viel mit dem Zug gereist: im Intercity, der die Halbinsel von Friaul-Julisch Venetien bis nach Apulien entlang fährt, in Regionalzügen, die an jedem Ort halten, im Hochgeschwindigkeitszug, der einen im Handumdrehen ans Ziel bringt. Doch in eine Art Zug war ich bis zum 19. Mai noch nie eingestiegen: einen mit historischer Dampflok. Ja, genau, in einen dieser mit Kohle befeuerten Züge, die die töff-töff machen und einen weißen Streifen hinterlassen.
Abfahrt um 7.55 Uhr morgens ab Udine. Schon ein wenig früh, doch so kann man den ganzen Tag genießen und außerdem geht die werte Dame (eine 99 Jahre alte Lokomotive, die 4 Wagons des Typs "Centoporte" aus den dreißiger Jahren zieht) es beim Erreichen unseres Ziels gemütlich an: Sacile.
Das Reisen mit dem Zug in Friaul-Julisch Venetien lässt einen nicht nur idyllische Landschaften bewundern, sondern auch an die Geschichte der Region zurückdenken. Denn die verschiedenen Eisenbahnstrecken wurden zu unterschiedlichen Zeiten gebaut. Die Strecke Udine-Gemona (der erste Teil unserer Reise) wurde 1875 gebaut, die Strecke Gemona-Pinzano (der zweite Abschnitt) stammt aus dem Jahr 1930. Sie in ihrer Gesamtheit auf der im Zug ausliegenden Karte zu betrachten, kommt einem Zurückdenken an die Stationen der jüngsten Geschichte mit den im Laufe der Zeit veränderten Grenzen gleich.
Zur Mittagszeit kommen wir in Sacile an und sind in einem Landwirtschaftsbetrieb mit Weinanbau zu Gast, von dem ich schon gehört, den ich aber noch nie gesehen hatte: die
Ich liebe Blumen und Pflanzen und hier gibt es eine Fülle davon: Rosengärten und Efeu, der ganze Wände bedeckt, hundertjährige Bäume, kleine Teiche. Der Landschaftsgärtner Russel Page hat den Park so angelegt, dass er zu jeder beliebigen Jahreszeit eine bunte Farbenpracht bietet. Ich hatte kein besonderes Glück, der Regen hat mir verwehrt, in den vollen Genuss eines Spaziergangs im Park zu kommen, doch der Besuch hat mich trotzdem sehr bereichert. Nicht verpassen sollte man das Orchideen-Treibhaus: neben den bekanntesten gibt es verschiedene sehr außergewöhnliche Exemplare.
Letzte Station ist Sacile. Ich bin Friulanerin, aber ich gebe zu, dass ich Sacile nie vorher gesehen hatte. Ich habe ein elegantes Städtchen mit einigen Schmuckstücken entdeckt, die man nicht verpassen sollte, und einer alles andere als langweiligen Geschichte. Auch dank des Flusses ist es der Besuch, der mich am meisten berührt hat. Ein von Geschichte durchdrungenes Gebäude: die am weitesten zurückliegende der Familie Ragazzoni, die die wunderbar dekorierten Innenräume gestaltet hat, die nicht nur die Geschichte der Familie, sondern durch die Verbindungen mit Päpsten und Herrschern auch die ganz Europas beschreiben, und die neueste mit den Spuren der Schüsse des 4. Bataillons, das 1917 die Stadt verteidigt hat.
Das Schöne daran, mit Oldtimer-Zügen zu reisen, liegt nicht nur darin, sich einer anderen zeitlichen Dimension zu bemächtigen, sondern auch darin, weniger bekannte Orte zu besuchen, Schätze, die dank herausragender Fremdenführer wie den Schülern der Oberstufe enthüllt werden, die uns nach Sacile begleitet haben.
Vom Frühling bis in die Adventszeit gibt es verschiedene mit unterschiedlichen Strecken und naturalistischen, kulturellen, historischen und önogastronomischen Angeboten.
Unermüdliche Reisende, Leseratte, fleißige Wanderin. Ich liebe es, Dörfer und Naturlandschaften zu erkunden. In meiner Arbeit beschäftige ich mich mit Marketing und Kommunikation, aus Leidenschaft mit Reisen und Bücher, zum Vergnügen mit Handwerk.