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3 Oktober 2018

Mit offenen Augen auf dem Karst zwischen Legende, Geschichte und Weinbergen

3 Oktober 2018
Michele Castro

Mit offenen Augen auf dem Karst zwischen Legende, Geschichte und Weinbergen

Eine alte Legende erzählt, dass dieses Gebiet einst voller Grün und Gewässer war. An einem fernen Ort dagegen fügte eine riesige Menge Steine der Landwirtschaft Schaden zu. So befahl Gott dem Erzengel Gabriel, einen großen Sack mit allen Steinen zu füllen und diese ins Meer zu werfen. Fast am Ziel angekommen, in der Nähe der Adria, wollte der Teufel sehen, was sich in jenem Sack befand und riss ihn mit seinen großen Hörnern auf. Alle Steine fielen auf den Karst und machten ihn zu einem Steinhaufen.


Heute besteht der Karst nicht nur aus Stein. Die Provinz Triest ist die kleinste Italiens, doch wie man oft sagt, enthält das kleine Fass den guten Wein. Genau das werden wir entdecken.
Heute befinde ich mich in Prepotto di San Pelagio in der Gemeinde von Duino-Aurisina: ein Grenzgebiet wie ganz Friaul-Julisch Venetien, doch noch nie so sehr wie heute wenig bekanntes Herz Europas.
Ich glaube, dass auch aus diesem Grund "die Neugierigen des Gebiets (i Curiosi del territorio)" entstanden sind, ein internationales Praktikum des kulturellen Austauschs für junge Europäer, das vom IRSE von Pordenone organisiert wird. Drei Wochen Abenteuer zur Entdeckung der Schätze der Natur, Geschichte, Kunst und der Ess- und Trinkkultur der Region FJV. Heute habe ich das Vergnügen, mit ihnen dieses zauberhafte Karstgebiet zwischen der Adria und Slowenien zu erkunden.


Ein Ort, den ich mir oft nur vorgestellt und im Vorbeifahren durch ein Auto- oder Zugfenster auf dem Weg nach Triest erspäht habe. Ein anderes Mal bin ich auch zu Fuß dort herumgelaufen, doch immer sehr nahe am Meer. Doch jetzt habe ich entdeckt, dass jenseits jenes Fensters und nicht weit vom Meer entfernt, eine Welt verborgen liegt und es viele Geschichten zu entdecken gibt. Wir konnten auch keine bessere Führerin als Lara haben, die seit jeher hier lebt und arbeitet und die Touristen und Wanderer mit den kulinarischen Produkten und dem Wein ihres Ferienbauernhofs willkommen heißt und verwöhnt.


Wir wandern zwischen Weinbergen und Schützengräben in einem Gebiet, das unweigerlich an die Tragödie des Großen Krieges denken lässt. Die Neugierde ist sicherlich der Funken, der die Wissbegierde anfeuert und uns den Mut finden lässt, an Orte zu gehen, von denen wir nie gedacht hätten, dass wir uns dorthin wagen würden. Wie zum Beispiel eine riesige Grotte (Grotta Lesa) zu betreten und zu überqueren, die uns jenseits des Dunkels einen bequemen und faszinierenden Weg mitten im Grünen entdecken lässt, der uns zu einer in den Fels gebauten einladenden Freitreppe aus Holz führt. Wo wird sie uns wohl hinführen?

"Wir befinden uns im Park Lupinc Škaljunk, ein Ort, der von meinem Vater Danilo wieder hergerichtet und gepflegt wurde", erzählt uns Lara. Der von den russischen Gefangenen während des Ersten Weltkrieges gebaute Schützengraben erinnert uns daran, wie hart das Leben hier während des Krieges war. Hier im österreichisch-ungarischen Gebiet kämpften polnische, tschechische, ungarische und bosnische Soldaten. Die jungen Leute des Ortes wurden nach Russland geschickt, um zu vermeiden, sie "zu Hause" kämpfen zu lassen, weil das emotional unangemessen schien.

"Als ich ein kleines Mädchen war, kam ich hierher, um zu spielen. Dies sind die Orte meiner Kindheit", sagt unsere Begleiterin. Ein wenig aus Spaß, ein wenig der Notwendigkeit halber von den Hirten gebaute Steinhäuschen, die hier die Schafe und Ziegen zum Weiden führten, das typische Zuchtvieh des Gebiets. Doch der Stein ist nicht überall gleich und kann auch sehr kostbar sein. Denn hier wird der berühmte Pietra Carsica abgebaut, der für den Bau wichtiger und berühmter Gebäude in aller Welt verwendet wird, wie zum Beispiel die Parlamente von Wien und Budapest.

In der Nähe des Schützengrabens wurde ein aus einem alten Stamm bestehender hübscher Aussichtsplatz eingerichtet. Mit Hilfe einer kurzen Leiter können wir ein Panorama bewundern, das es uns gestattet, eine wunderbare Sicht auf das unverwechselbare Profil der Wallfahrtskirche von Monte Grisa bis zum Meer von Triest zu genießen, das das Tor zum Mittelmeer des gesamten österreichisch-ungarischen Reiches war.


Es ist Mittagszeit. Auch die Küche ist hier durch eine Mischung österreichischer und mediterraner Geschmacksrichtungen beeinflusst, die mit den hervorragenden Weinen des Karsts begleitet werden können. Boden, Meer, Sonne und Wind sind die Bestandteile, die den Wein dieser Orte kennzeichnen. "Mein Vater war es, der in den 60er Jahren der erste war, der Wein auf dem Karst abfüllte und den einheimischen Weißwein aufwertete: den Vitovska", sagt Lara. Weitere Köstlichkeiten in der Flasche sind in diesem Gebiet zum Beispiel der Terrano und der istrische Malvasia. Es erübrigt sich zu erwähnen, dass ich nicht anders konnte und sie alle probiert habe und dass sie dazu beigetragen haben, unseren Tag fröhlich zu beschließen.


Ein Gebiet des alten Mitteleuropas, das es noch in seiner Gänze zu erleben und zu genießen gilt. Reich an Geschichten, Legenden, Kuriosem und Kultur, nicht zu vergessen die Wein- und Esskultur.
 
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Michele Castro

Ich heiße Michele, 40, und lebe in Friaul-Julisch Venetien seit ich 19 Jahre alt war. Meine Schichtarbeit ermöglicht es mir, meinen Lieblingshobbys, Wandern und Mountainbikefahren, nachzugehen. Ich werde Ihnen mögliche Naturerlebnisse erzählen, die unsere von den Alpen geschützte und vom Meer geküsste Region zu bieten hat.

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