Ich bin keine besondere Weinexpertin, im Gegenteil bin ich alles andere als Expertin. Aber seit ein paar Jahren habe ich dank meines Mannes und einiger Sommelier-Freunde gelernt, Begriffe wie „elegant“, „würzig“, „persistent“ und „zitrusfruchtige Noten“ oder „Pfeffer“ einem Glas Wein zuzuordnen.
Und welch bessere Gelegenheit könnte es geben, um etwas mehr davon zu verstehen, als der vom FIVI am 7. April in Pordenone veranstaltete Event?
FIVI steht für Federazione Italiana Vignaioli Indipendenti (Verband italienischer selbstständiger Winzer). Dahinter stehen Familien, die sich seit Generationen oder einigen Jahrzehnten leidenschaftlich dem beliebten Getränk widmen.
Was wie ein einfaches Glas Wein anmuten kann, birgt in sich Forschung, Hingabe und Liebe für das eigene Land.
Es gibt Winzer mit 100 Jahre alten, nicht mehr sehr ertragsreichen, dafür aber um so geschichtsträchtigeren Rebstöcken.
Es gibt Weinberge an steilen Hängen, an denen Sonne und Temperaturschwankungen ein und derselben Traubensorte unterschiedliche Merkmale verleihen.
Was ich feststellen konnte, ist, dass jeder Winzer dazu neigt, seinem Wein seine Lebensart zu übertragen.
Und so kommen wir zum biologischen Wein des BetriebsAquila del Torre, der die Biodiversität des ihn umgebenden Bodens zum Ausdruck bringt. Der Sauvignon Blanc ist dank des Bodens, der vor Millionen Jahren Meeresgrund war, ein besonders würziger und frischer Wein.
Und dann gibt es da den Ramandolo des Betriebs Anna Berra. Ich genoss den Ramandolo, der mir besonders mundet, immer als Abschluss des Essens. Es ist ein süßer Wein und deshalb trank ich ihn immer zum Nachtisch. Am Samstag hingegen wurde mir geraten, ihn zu einem Käse zu versuchen, nämlich den Heukäse der Molkerei Aviano. Eine für mich ungewöhnliche Kombination, aber der nicht zu weiche Käseteig und die etwas likörartige Konsistenz des Weins zeigten sich eine als eine köstliche Verbindung.
Während mir der Winzer von seinen Anstrengungen, seiner Leidenschaft bei der täglichen Pflege der Rebstöcke erzählte, sah ich seine Augen glänzen.
Von derselben Leidenschaft erzählte mir Fabio Bessich, der die vom Stammvater Antonio 1959 gegründete Tradition weiterführt. Der Betrieb liegt in einer mir für die Weinerzeugung weniger bekannten Lage, nämlich in den Grave, einer Schwemmlandschaft und somit besonders kiesig und steinig, was dem Wein ausgeprägte Würze und eine bemerkenswerte Geschmackspersistenz verleiht.
Ebenfalls in den Grave liegt der Landwirtschaftsbetrieb Borgo delle Oche, in dem biologische Produkte genutzt werden, um den Weinen besondere Echtheit zu verleihen, ein Ergebnis der Menschenarbeit, aber auch des Windes und der Sonne, des Wassers und des Bodens.
In genau in entgegengesetzter Richtung liegt Lis Fadis, ein Betrieb des Collio, der den Weinbau traditionellerweise umgeben von jahrhundertealten Olivenbäumen und verschiedenen Obstbäumen betreibt. Diese Tradition findet sich natürlich in Weinen aus antiken Biotopen wieder, die am Gaumen in tausend Nuancen aufgehen und eine Struktur aufweisen, die an Rotweine aus nobleren Weinregionen erinnern.
Eben andere Weine, Weine, die, selbst, wenn sie aus derselben Traubenfamilie sind, besonders sind und sich voneinander unterscheiden. Ein von jedem Winzer angestrebter Unterschied, weil das Schöne eines Weines in seiner Persönlichkeit zu suchen ist, die wiederum auf den Anbau der Rebstöcke, den Ausbau des Weins in Fässern und im persönlichen Geschmack des Kellermeisters bei der Kreation von Verschnitten liegt. Denn das Erzeugen eines standardisierten Weins liegt dieser kleinen Region mit dieser Vielfalt an Gebieten, Charakteren und Traditionen einfach nicht.
Unermüdliche Reisende, Leseratte, fleißige Wanderin. Ich liebe es, Dörfer und Naturlandschaften zu erkunden. In meiner Arbeit beschäftige ich mich mit Marketing und Kommunikation, aus Leidenschaft mit Reisen und Bücher, zum Vergnügen mit Handwerk.