
Spilimbergo wurde mit 20 anderen Gemeinden zu einem der Juwele Italiens „Gioiello d'Italia 2012“ ernannt. Es berauscht mit vielen faszinierenden naturverbundenen und historischen Eigenschaften und versetzt sie gedanklich in eine andere Zeit zurück. Beinahe verträumt gehe ich zwischen Palazzi und Fresken die Straße entlang. Von Zeit zu Zeit bleibe ich an bestimmten Punkten stehen, um meinem speziellen Führer zuzuhören, einer Audioguide, die mir Schritt auf Schritt bei dieser Erfahrung folgt und viel erzählt. Es ist wunderschön, so gebe ich mich meiner Vorstellungskraft hin und werde von Mal zu Mal von Erklärungen unterbrochen, die mich erstaunen und neugierig machen.
Nach Überqueren der Brücke über den Graben komme ich zwischen Gärten und Düften zum Schloss. Es wurde um das 11. Jahrhundert errichtet und erfüllte die Funktion, eine der Furten des Tagliamento zu überwachen. Heute sind noch einige wunderschöne Gebäude davon erhalten, unter anderen der Palazzo Dipinto aus dem 14. Jahrhundert mit gotischen Renaissance-Triforen, reichhaltigen Fresken mit einer Andrea Bellunello zuzuschreibenden Szene und mit Steinelementen des Pilacorte sowie der Palazzo Tadea, ein von Bernardino di Spilimbergo begonnener, aber erst nach seinem Tod von der Witwe Tadea di Spilimbergo fertiggestellte Bau.
Begeistert gehe ich in Richtung des Doms Santa Maria Maggiore weiter, dessen Fassade über 7 Rosetten verfügt. Ein in der ganzen Region einzigartiges Merkmal, dessen an die Zahl gebundene Geschichte überrascht. Ich gehe in den Dom und mich umgibt ein Gefühl des Friedens, zögernd gehe ich weiter, die Audioguide beruhigt mich. Sie beschreibt was ich sehe, die Unterteilung in drei Schiffen und die diversen Bilder. Dann begleitet sie mich zur Entdeckung einer Renaissanceorgel mit 1525 vom Pordenone, einem der großen Maler der venezianischen Renaissance-Kunst, realisierten Gemälden und Tafeln. Ich bin überwältigt!
Ich betrachte alles weiter und an einem gewissen Punkt sehe ich in einer der Fresken, die den Hl. Christophorus darstellen, ein Bild mit einer Frau zu Füßen des Heiligen am Wasser. Ja, ich erkenne sie. Es ist eine antike Frauenfigur, „Agana“, die Wasserfee aus lokalen und nordeuropäischen Legenden, die meist in der Nähe von Flüssen oder bei Höhlen erinnert wird. Es sind Figuren, die je nach Ort unter verschiedenen Aspekten beschrieben werden, gut oder böse, zu fürchten, aber auch und vor allem zu respektieren, wegen des großen Werts, den sie einnehmen, denn sie sind Wurzeln einer Kultur und Volkstradition.
Den Respekt und die Pflege kann man atmen, die Bilder der Fresken, die Schönheit dieser Palazzi füllen meine Augen und meinen Geist, während ich die Ursprünge der Orte erfahre. Ich höre von Gegenüberstellungen, entdecke aufs Neue, warum Spilimbergo weltweit berühmt ist und gehe durch die Straßen der Altstadt zur berühmten Mosaikschule Scuola Mosaicisti del Friuli.
Ich kann aber nicht umhin, an einem gewissen Punkt stehen zu bleiben und den Ostturm und den Palazzo di Ercole (1304) zu bewundern. Sie sind wunderschön in ihren Farben und in ihrem Ausdruck. Dann steigen mir die aus den Lokalen kommenden Düfte in die Nase und ich lege eine Pause ein. Eine ausgezeichnete Entscheidung! Und dann komme ich zur letzten Besichtigung.
Die seit 1922 aktive Mosaikschule Scuola Mosaicisti del Friuli ist eine weltweit einzigartige Galerie an Meisterwerken, die Kurse für Profis und Amateure anbietet und die auf Voranmeldung besichtigt werden kann. Das Spilimberger Mosaik hat sich seit der überragenden Kunst Aquileias in einer unglaublichen Verbindung zwischen Tradition und Innovation bis in die heutigen Tage erhalten und ist immer noch weltweit eine Exzellenz, wie beispielsweise das Werk „Saetta Iridescente“ (schillernder Blitz) der neuen U-Bahn-Station des Temporary Word Center Path Station (Ground Zero) zeigt.
Eine überzeugende Bestätigung hierfür finde ich an den längs der Gangwände der Schule ausgestellten Werken. Farbenfrohe Mosaiken mit verschiedenen Themen und Materialien, wo kleine und kleinste Mosaiksteinchen exquisit raffinierte Werke bilden und man nicht weiß, was zuerst bewundern. Ich könnte sie stundenlang betrachten. Aber es läutet die Schulglocke. Der Unterricht ist zu Ende. Alle nach Hause!
Und jetzt ist auch für mich der Augenblick gekommen, heim zu gehen. Ich bin dankbar für das Gehörte, für alle Erklärungen und Erzählungen dieses Tages und es wird mir bewusst, dass ich nicht alle Interessenspunkte gesehen habe. Ah, diese Schlemmerunterbrechungen halten einen auf! Ich werde bald wiederkommen, auch weil man mir im Fremdenverkehrsbüro, wo ich die Audioguide abgegeben habe, sagte, dass ich auch ein Fahrrad ausleihen kann. Wie schön! Ich kann es kaum erwarten. Es wird wirklich etwas Besonderes sein, inmitten von Kultur, der Werke, der Wurzeln dieses Dorfs zwischen Geschichte und Volkstraditionen wie die ‚Agane’ und anderen Überraschungen zu radeln. Aber davon werde ich Ihnen das nächste Mal erzählen können. In der Zwischenzeit sehen wir uns in Spilimbergo wieder. Ich zähle darauf!
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