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19 Oktober 2017
Sabrina Pellizon

Prepotto: zwischen internationalen Wegen und Schioppettino-Weinbergen

Sind Sie Weintouristen? Dann müssen Sie wissen, dass wir uns hier im DOC-Weinbaugebiet Colli Orientali del Friuli befinden.

Sind Sie Radtouristen? Dann haben Sie vermutlich die Fahrradwege, die durch dieses Tal, das Judrio-Tal, führen, schon genutzt.

Sind Sie aber Wanderer, dann müssen Sie unbedingt wissen, dass sich genau hier, in der Gemeinde Prepotto, sage und schreibe drei internationale Wege kreuzen, die durch Friaul Julisch Venetien führen.

Ihre drei Symbole sind oft zusammen zu sehen und können gar nicht anders, als die Aufmerksamkeit jener auf sich zu ziehen, die dieses Land mit gemächlicher Neugier durchqueren. Es handelt sich dabei um den l’Alpe Adria Trail (in diesem Fall die Etappe Nr. 29, die in Slowenien beginnt), den Cammino Celeste (hier führt die dritte Etappe vorbei, die in Cormons beginnt) und die Via Alpina (es führt der gelbe Abschnitt B5 vorbei, der in Görz beginnt). Alle drei haben dasselbe Ziel, nämlich die Wallfahrtsstätte Castelmonte in der Gemeinde Prepotto, an der Grenze zu San Leonardo, in den Natisone-Tälern.

Meiner Meinung nach verdienen es Prepotto und seine Vororte schon allein deshalb, besichtigt und erkundet zu werden. Aufgrund ihrer Kollokation und geografischen Lage an den heute nicht mehr gegebenen Grenzen war diese Ortschaft in der Vergangenheit zweifelsohne ein wichtiger Durchzugsort. Hier zog auch die Geschichte vorbei, mit ihren Personen und ihren Kriegen, aber die Weinberge blieben und überlebten die Ereignisse und sind heute Zeugen dessen, was einst der Paläo war, eine diese gerade in Entstehung begriffenen Hügel überdeckende Umwelt.

Manchmal überschneiden sich die drei Wege und manchmal zweigen Sie ab, um es dem Wanderer zu überlassen, in welche Richtung er weitergehen will. Es gibt da einen Punkt, der mir persönlich ganz besonders gefällt. Er befindet sich in Centa di Prepotto, einem sehr kleinen graziösen Bauerndorf, um dessen besondere Kirche sich zum Schutz und zur Verteidigung vor feindlichen Einfällen eng alte Steinhäuser schmiegen, einige aus dem 13. Jahrhundert, die heute teilweise B&B bieten. Beim Eintreten in das Dorf werden Sie auf ein Schild mit Erklärungen zur Etymologie stoßen und kurz darauf auf einen Holzpfahl mit den Symbolen der drei Wege.

 

Von hier genügen einige wenige Schritte und Sie befinden sich im Grünen eines ausgesprochen schönen Wegs, wo eine handwerklich hergestellte Holzbank den Wanderer einladet, sich zu setzen und die Ruhe und die ihn umgebenden Aromakräuterdüfte zu genießen, während er entscheidet, welchen Weg er einschlagen will.

Beim Steinmäuerchen angelangt, können Sie zwischen zwei Möglichkeiten wählen. Sie können dem rechts ansteigenden CAI-Weg 748 folgen oder dem Cammino Celeste/Via Alpina und mit Fresken dekorierte Votivkirchen besichtigen, von denen einige sehr abgelegen sind, wie die mitten im Wald gelegene Kirche der drei Könige, um schließlich, durch Kastanienwälder und weitläufige Wiesen, die Wallfahrtsstätte Castelmonte zu erreichen.

Ich empfehle Ihnen einen kurzen Abstecher auf die Via Alpina zur Burg Castello di Albana. Man kann sagen, dass ich beinahe zufällig auf sie gestoßen bin und dass ich sie beim Austreten aus einem Wald plötzlich vor mir fand. Eine wahrlich wunderschöne Überraschung. Sie wurde mitten im Grünen, zwischen Eichen-, Fichten-, Hagebuchenwäldern errichtet, ist nur über den Waldweg zu erreichen und ist aus zwei Gründen wert, daran vorbei zu gehen.

- Um sich ihre Geschichte erzählen zu lassen und davon, was während der Umbauarbeiten gefunden wurde. Ich erzählte es Touristen, die ich längs des AAT-Abschnitts begleiten durfte (die Burg sehen Sie nur, wenn Sie kurz vom offiziellen Weg abzweigen und die Schioppettino-Weinberge durchqueren) und es ist sehr gut angekommen.

- Und um die „Ponca“-Bodenschichten (eine Augenweide für mich) zu berühren und zu beobachten, wie die Geologie des Felsgrunds, auf dem die Burg steht, anders ist als der Boden, auf dem Sie bis vor wenigen Augenblicken gegangen sind. Und auch da gäbe es sehr viel darüber zu erzählen!

Sollten Sie hingegen auf dem Alpe Adria Trail weitergehen, werden Sie nach einem angenehmen Abschnitt im Wald über der Siedlung Centa in der Ortschaft Brischis auf die Straße kommen, wo ein dem italienischen Radsportler Fausto Coppi gewidmeter Gedenkstein steht. Von hier haben Sie die Wahl. Sie können entlang des hohen Judrio-Tals an der slowenischen Grenze weitergehen, eventuell mit Aufstieg auf den Monte Brischis – den höchsten Berg in dieser hügeligen Gegend, wo archäologische Funde von antiken neolithischen Siedlungen erzählten – oder die Forstwege in Angriff nehmen, die den Colle Ternunich streifen und es Ihnen ermöglichen, zwischen den grünen „Ronchi“ oder „Roncs“ auf Furlanisch, also die Weinberghänge, nach Prepotto hinabzugehen.

Ende August und September sind ideal für Wanderungen in dieser Gegend, denn es liegt der Duft von Trauben und Lese in der Luft, während im Herbst das Mostaroma der Blattverfärbung weicht. Eine wahre Augenweide für Foto- und Naturbegeisterte.

Egal welchen Weg Sie einschlagen, erinnern Sie sich stets daran, dass Sie sich im Land des Schioppettino befinden, einem ausschließlich in diesem Winkel der östlichen Hügel Friauls und nirgendwo anders in unserer Region geborenen und kultivierten Wein. Er ist ein wahrer Ambassador dieses Lands, der flüssige Ausdruck der Geschichte der Traditionen dieser Gemeinschaft und ein perfektes Beispiel für die enge Bindung des Weins mit der Natur, der Geografie und der Geschichte jenes Ortes, in dem er erzeugt wird.

Seine Geschichte ist wahrlich faszinierend. Es ist eine uralte, auf das 13. Jahrhundert zurückgehende Rebsorte, die im kleinen Ort Cialla entstanden ist (an dem leider keiner der drei Wege vorbeiführt). Lassen Sie sich erzählen, wie sie vor dem Aussterben gerettet wurde und woher sie ihren Namen hat. Es gibt drei Versionen. Ich erzählte meinen Begleitern die glaubwürdigste, an die Merkmale der Traubenschale gebundene. Aber Sie lassen sich am besten bei einem Glas Wein ruhig alle drei erzählen, denn eine ist kurioser als die andere. Sollten Sie den Weißwein dem Rotwein vorziehen, können Sie sich für den Vetter des Schioppettino (der einst „Ribolla Nera“ genannt wurde) entscheiden, also dem Ribolla Gialla.

Das ist mein ganz persönliches Lob an das Land von Prepotto, wo die Weinberge so perfekt Teil der Landschaft sind, dass Ihnen das Wandern ermöglicht, alles zu verstehen, was in einer Traubenbeere mit einzigartigem Charakter steckt.

Wie amerikanische „Wiking“-Experten sagen würden:

„Machen Sie aus Ihrem Aufenthalt in Prepotto eine echte Active Wine Experience.“

 

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Sabrina Pellizon

Meine Erfahrung mit der Incoming-Welt beginnt als Tour-Leader, um sodann in Natur- und Umwelt-/Wanderführerin in unserer Region umzuschlagen.
 
Meine Erfahrung mit der Incoming-Welt beginnt als Tour-Leader, um sodann in Natur- und Umwelt-/Wanderführerin in unserer Region umzuschlagen. Ich beschäftige mich zudem mit Esel-Didaktik und liebe es über alles, mit Noè, meinem adoptierten Esel und treuen Begleiter, Wanderungen durch mein Preval-Gebiet zu unternehmen. Ich liebe es, unsere Gäste zu informieren, zu überraschen, zu verwöhnen und zu begleiten und ihnen die kuriosen und originellen Seiten unserer Orte zu vermitteln.

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