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18 Oktober 2017

Pater Turoldos Geburtshaus

18 Oktober 2017
Anna Maria Ometto

Pater Turoldos Geburtshaus

Ziel des Ausflugs am 13. Mai vergangenen Jahres, zum hunderteinsten Jahrestag der Geburt von David Maria Turoldo (1916 – 2016) war sein Geburtshaus. Von Codroipo oder von der Brücke über den Tagliamento in Coderno, Udine, weniger als eine halbe Stunde Autofahrt. Ich lebe nun schon zwanzig Jahre in Friaul, aber ich muss zugeben, dass ich das Geburtshaus noch nie gesehen habe und dass ich nicht einmal genau die Lage von Coderno kenne. Ich hatte mich mit seiner Poesie zufriedengegeben und damit, dass er in der Erinnerung vieler Friauler mit großer Zuneigung und Achtung weiterlebt. Mit diesem Ausflug wollte ich einen schon lange gehegten Gedanken realisieren.

Padre Turoldo kam als letzter von neun Brüdern in einer bitterarmen Familie und einem Haus zur Welt, das vermutlich in einem sehr schlechten Zustand war. Als Mönch promovierte er 1940 in Philosophie und förderte kulturelle Initiativen, aber in erster Linie war er als Dichter intensiver Spiritualität bekannt und beliebt. Eine einzigartige, herausragende, vielleicht auch etwas unbequeme Persönlichkeit. Er war immer sehr an seine Heimatorte gebunden, verschrieb sich der Sache der„ultimi“ (der letzten), was auch aus dem gleichnamigen Film, Gli Ultimi, über das Friaul seiner Jugendjahre hervorgeht, an dem er als Co-Regisseur mitwirkte.

Die Bachsteine zum Errichten der Häuser trug er selbst oder brachte er mit einem Schubkarren, um seinem Vater zu helfen. Die Maulbeerbäume trug er wie viele andere Lebenssituationen im Herzen. Heute ist das Haus restauriert. Es ist ein klassisches Beispiel ländlicher Architektur. In der winzigkleinen Küche im Erdgeschoss befindet sich eine essentielle Feuerstelle, ein Steinbecken, ein kleines Fenster. So war sie vor ca. 150 Jahren, nur viel verrußter. Als strukturelle Elemente erhalten geblieben sind der Stein, der Laubengang aus Holz, das Eingangstor, die Maulbeerbäume natürlich.

Beinahe genau gegenüber der Zufahrtsstraße zum Geburtshaus von Padre Turoldo befindet sich ein Beispiel zweier Portale, an die David M. Turoldo erinnerte ... I portici meravigliosi del nostro Friuli, ad arco oblungo, scuri e dignitosi come un portale di palazzo, aperti sulla corte o sull’orto Die herrlichen Portale unseres Friauls, mit Spitzbögen, dunkel und ehrfurchtsvoll wie das Eingangsportal eines Palasts, gehen auf den Hof oder auf den Garten (Il mio vecchio Friuli – Mein altes Friaul). Zwei dieser offenen Portale geben heute den Blick auf zwei Wandmalereien frei. Eine bringt uns zum Großen Krieg, 1915 - 1916, zurück, die andere, die mich mehr trifft, ist ein Lebenszyklus von der Geburt bis 100 Jahre und trägt diesen Schriftzug: In terra siamo in viaggio verso la retribuzione delle opere. – Auf der Erde reisen wir für die Vergütung unserer Werke. Er erinnert mich an einen französischen Druck aus dem 19. Jahrhundert, den ich in einem Lokal in Faedis (UD) gesehen hatte und mit, übersetzt, Die Stufen des Lebens betitelt war.

Ich werde mit einem Glas Weißwein, einem Taiut wie man auf Furlanisch sagen würde, abgelenkt, das man mir anbot, während ich las, dass das Sekretariat der Gemeinde am Vormittag unter der Nummer +39 0432 915519 für Auskünfte zur Verfügung steht. Wir nutzen unseren Besuch auch, um in der nur wenige Schritte entfernten Genossenschaftsmolkerei, die ihren Namen dem Dorf entlehnt, einzukaufen. Frische und gereifte, gebietstypische Käsesorten. Aber einen neunzehnjährigen Käse in der Form sah ich zum ersten Mal: Ein nicht mehr zu vermarktender Montasio der Sammlung vom 22. April 1998!

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Anna Maria Ometto

Sommelier, Önogastronomin. Vertreterin und Präsidentin des Berufsverbands. Adoptiert in Friaul-Julisch Venetien, wo sie ihre Lehrerausbildung abgeschlossen hat, versucht sie, Familie mit Augenblicken der Gebietsvalorisierung unter einen Hut zu bringen. Sie lebt in der Provinz Pordenone.

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