
San Giacomo, heute ist der Gedenktag des Hl. Jakobus. Genau der richtige Tag für einen Angriff auf die Burg Cucagna. Alle werden mit den Vorbereitungen für das Fest beschäftigt sein. Es ist kurz nach 17.00 Uhr. Ich gehe schnell den noch gut erhaltenen Saumpfad hoch. Überhole einige, langsam den Steinweg hinaufgehende Pilger. Bei der dritten Kurve schlage ich den Waldweg ein, auf dem ich an der Kirche und der Burg Zucco vorbeigehe. So komme ich ungesehen und unerwartet unter den Burgmauern an.
Noch wenige Rampen und plötzlich tauchen vor mir die Bastionen der alten Burg auf. Natürlich ist der Haupteingang, wo eine alte Eiche steht, noch verriegelt. Man erwartet noch niemanden. Aber ich höre die Stimmen der Vorbereitungen auf das Fest zwischen den alten Mauern wiederhallen. Die Burg ist von einem Gitterzaun umgeben. Ich folge ihm. „Es muss doch eine Schlupfpforte geben, alle Burgen, die sich als solche bezeichnen, haben so eine.“ Denke ich mir. Und tatsächlich gibt es eine solche. Hinten an der Burg, wo die Arbeiten an den Bastionen noch weitergehen. Vorsichtig pirsche ich mich vom Wald an. Auf dem Bollwerk ist niemand zu sehen. Ich beobachte die grauen Gerüste, die dem Anheben der Felsbrocken direkt aus der Schlucht im Wald dienen, während sich der Hauptturm vertikal über mir erhebt. Beeindruckend.
Mit seinen Fahnen, die sich im Wind bewegen. Die Zeit des Angriffs ist gekommen. Ich klettere leise auf die alten Gerüste, achte darauf, keinen Lärm zu machen und den Fuß nicht auf ein morsches Brett zu setzen. Jetzt bin ich oben auf dem Gerüst. Niemand scheint den Angriff bemerkt zu haben. Nun ist es erforderlich, vom Gerüst auf die Mauer zu springen. Es liegen nur zwei Meter dazwischen. Wichtig dabei ist es, nicht den Halt zu verlieren. Ich springe. Da bin ich. Ich ducke mich, robbe auf den Bastionen und schaue in die Burgmauern.
Auf dem Turm ist niemand. Unten hat man die Leitern weggestellt. Im ersten Innenhof ist niemand. Vielleicht befürchtete man einen Hinterhalt und deshalb hat man den noch „fertigzustellenden“ Teil der Burg verlassen und sich zwischen den befestigten Mauern der schon restaurierten Burg verschanzt. Tatsächlich ist das Innentor verriegelt. Dahinter sind aber fröhliche Stimmen der Vorbereitungen zu hören. Klettere ich auf die Mauer, dann kann ich sie noch überraschen. Das ist gar nicht schwierig. Die alten Steine bieten guten Halt. In kürzester Zeit bin ich oben auf der zweiten Verteidigungsmauer der Festung angelangt.
Mit einem schnellen Blick von hinter den Steinen, die mich schützen, erkenne ich einige Anwesende. Darunter auch die Prinzessin. Und diese werde ich auffordern, sich zu ergeben. Noch ein Sprung und jetzt bin ich oben auf der Mauer, wo mich alle sehen können. „Katarina von Stietencron!“ schreie ich. Alle bleiben stehen und schauen auf die Mauer, von wo diese herrische Stimme kommt. „Ich erkläre die Burg Cucagna erobert!“ Alle schauen mich an, drehen sich dann zu Katarina um, die ausruft: „Ist gut, ist schon gut, mein Herr.“ Und nach einer kurzen Pause fügt sie lächelnd hinzu: „Und jetzt komm herunter und hilf uns bei den Vorbereitungen für das Fest.“