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16 August 2018

Faedis: Ein Spaziergang im Grünen, nicht weit von der Stadt entfernt

16 August 2018
Daniela Radovan

Faedis: Ein Spaziergang im Grünen, nicht weit von der Stadt entfernt

Oft sagen wir „Berg“ und in unseren Köpfen sehen wir sofort hohe Gipfel, frühes Aufstehen und lange Autofahrten, um sie zu erreichen. Hat man nicht viel Zeit, liegt es nahe, sich nähere Ziele zu suchen oder das Unternehmen auf „einen noch unbestimmten Tag“ zu verschieben.

Um meine Meinung zu ändern, genügte ein Montag im Sommer. Ich hatte keine Pläne, nur den Wunsch, meinen Geist zu befreien und dem Blick und meinen Füßen die Möglichkeit zu geben, frei von den alltäglichen Hindernissen zu wandern. Ich ließ also den Verkehr der Gewerbegebiete hinter mir und war in nicht einmal einer halben Autostunde von der Stadtmitte Udines in Faedis, wo eine grüne bewaldete Fläche ein dichtes Netz von Wegen verbirgt, die nur darauf warten, entdeckt zu werden. Das Dorf ist klein, aber gut erschlossen.

Ich parkte in der Nähe der Arkaden der Piazza I Maggio und begann anhand der am Schwarzen Brett vor dem Fremdenverkehrsamt (Pro Loco) aufliegenden Broschüren meine Wanderung „Circondati dalla Natura“, die mich über Fußwege und durch Bäche zu atemberaubenden Ausblicken führen würde.

Die Initiative, die darauf abzielt, die Schönheit dieser Gebiete bekannt zu machen, entstand durch die Zusammenführung der Kräfte verschiedener Pro Locos der Gemeinden Campeglio, Valle und Colloredo di Soffumbergo (Namen, die mich jetzt, da ich sie besucht habe, an malerische Orte erinnern), der lokalen Sektionen des Alpenvereins (CAI) und der Alpini. Zum einfachen Vergnügen der Wanderung gesellt sich auch die Möglichkeit, an einem Gewinnspiel teilzunehmen.

Durch das Erreichen bestimmter, klar identifizierter Punkte auf der Karte ist es möglich, Ihr Vorbeikommen mit Hilfe von „Kontrollpunkten“ zu zertifizieren. Nach Abschluss aller sechs Etappen und der Validierung der zurückzusendenden (bzw. zu versendenden) Karte ist es möglich, an der Vergabe der an das Gebiet gebundenen Preise teilzunehmen.

Die Wahl der Route ist einfach, sowohl wegen meiner Liebe zu Wasserläufen als auch wegen meiner mangelnden sportlichen Vorbereitung. Ich entscheide mich für den Rundweg des Grivò-Tals. Nach Erreichen des Dorfs Stremiz gehe ich auf einem einfachen Pfad durch den Wald weiter, der mich zuerst zur römischen Brücke und dann zu einigen bezaubernden kleinen Wasserfällen führt. Ich begegne grüßend einigen Wanderern.

Abgesehen davon sind die einzigen Geräusche, die mich begleiten, meine Schritte und das Rauschen des Baches, der etwas vor mir fließt. Hier regiert die Natur wie eine gutmütige Königin. Sie säumt den Weg mit Farnen und tausend Grüntönen und gestaltet mit ihrem Mantel sogar die vom Wasser verzehrten Steine freundlicher. Sie spricht mit der gedämpften Stimme der Langsamkeit der Zeit und verleiht einer verlassenen Mühle ihren Charme, indem sie ihre Überreste umarmt.

Wenn jeder Ausflug eine Herzblatt-Etappe hat, dann eroberten mein Herz kurz darauf die Zwillingswasserfälle Cascate Gemelle des Rio Marchiat. Sie sind beinahe ein geheimer Ort, der sich am Ende eines etwas steileren Aufstiegs offenbart, seitlich von Brombeersträuchern umgeben, die versuchen, sich wieder zu vereinen.

Ich kam etwas erhitzt und außer Atem an, aber es lohnte sich. Das Wasser ist kalt (ich bedauerte zutiefst, dass ich nicht eintauchen konnte), aber die Begeisterung hat sich durchgesetzt und ich konnte nicht umhin, mich unter diesen sanften Wasserfall aus unzähligen kristallinen Tropfen zu stellen.

Beim Anheben des Blicks auf das felsige, grün überzogene Amphitheater, ließ ich es Wasser und Sonne zu, mich mit ihrem Tanz zu umhüllen und als ich die Hand auf die den Fels überziehende Vegetation legte, hatte ich den klaren Eindruck, den Berg buchstäblich zu umarmen. Nach einer langen und langsamen Verabschiedung kam ich nach Clap, einem Dorf mit sage und schreibe drei Einwohnern.
Clap, das wieder auflebt: Luca Pantanali und der Bergtreuepreis Premio Fedeltà alla Montagna

Die Geschichte von Luca Pantanali und seiner Familie ist auf jeden Fall erzählenswert. Wegen seiner außergewöhnlichen Entscheidung, wegen der Hingabe, die jeden Tag seine Schritte leitet und nicht zuletzt wegen der großen Leidenschaft, die er vermittelt. Am besten wäre es natürlich, die Geschichte von ihm selbst erzählt zu hören, so wie ich das Glück hatte, an einem Tisch mit Blick auf eine bezaubernde Landschaft und zu den Früchten der Arbeit seines Landwirtschaftsbetrieb, einschließlich Wurstwaren und Gemüse. Die allererste Frage, die sich mir aufdrängt, ist, wie man denn zu der Entscheidung komme, „alles aufzugeben“ und an einen unbewohnten Ort zu ziehen.

Luca antwortet auf einfache und offene Weise: „Es ist das Ergebnis einer Lebensentscheidung, der Suche nach einem Ort, an dem man das Projekt der Eröffnung eines Landwirtschaftsbetriebs entwickeln kann, der ein etwas isoliertes, aber völlig in die Natur eingetauchtes Dasein ermöglicht. Zweifellos wird es schwierig, in Clap zu leben, wenn man diesen Ort nicht liebt.“

Es folgt ein Gespräch unter Freunden, auch wenn wir völlig Fremde sind. Eine Reihe von Erinnerungen, die von seiner ersten Bekanntschaft mit Faedis durch Fußballerfahrungen, über Bilder seiner Kindheit beim Helfen seines bäuerlichen Großvaters, von der Beschreibung seiner typischen Tage, des Engagements und der Unterstützung der Familie, bis hin zur praktischen Erklärung, was es heißt, „heuen zu gehen“ und sich um das Vieh zu kümmern, reichen. Den musikalischen Hintergrund bilden der Klang eines Weinglases und das fröhliche Spielen des kleinen Samus unter den wachsamen Augen von Mutter Stefania.

Vor uns alte Schwarz-Weiß-Fotos von Clap in der Vergangenheit, das durch das Erdbeben von 1976 zerstört wurde. Sie wurden ihm von den Ältesten des Ortes geschenkt, mit denen er zusammenarbeitet und zu denen Affinitäten entstanden sind. Menschliche Beziehungen, die mit den Rhythmen der Jahreszeiten reifen und zu Freundschaften werden, wenn man sich einem gemeinsamen Projekt nähert.

Und wenn es dann so weit ist, werden manchmal unerwartete Ziele erreicht. Luca Pantanali hat den angesehenen nationalen Bergtreuepreis Fedeltà alla Montagna in die Region zurückgebracht, der seit 1981 vom Italienischen Alpenverein an Mitglieder verliehen wird, die sich für den Schutz, die Wiederherstellung und die Verbreitung von ruralen Werten und Berggebieten einsetzen.

Mit der gleichen Beharrlichkeit und Bescheidenheit, mit der er spricht, hat Luca das Dorf von den Brombeersträuchern befreit und sich dafür eingesetzt, den alten Tränken von einst neues Leben einzuhauchen, auch mit Hilfe von Freiwilligen der „großen Alpenfamilie“ der Canebola-Gruppe, wie er unterstreicht. Dies hat dazu geführt, dass er für den besagten Preis kandidiert wurde, der ihm im Zuge der Feierlichkeiten am 25. und 26. August überreicht werden wird. Zwei Tage voller Veranstaltungen und ländlicher Geselligkeit, verbunden mit ehrenamtlicher Arbeit und dem Wunsch zu tun.
Ein Gruß von oben

Nachdem ich mich von Clap und der Familie Pantanali verabschiedete, ist es schon später Nachmittag, als ich den letzten Aufstieg zur kleinen Kirche Santa Maddalena antrete.

Der Weg verläuft in einer dichten Vegetation, ist aber leicht und gut beschildert. In nur zwanzig Gehminuten erreiche ich das kleine Steingebäude, genieße die mittelalterlichen Fresken in seinem Inneren und die Ruhe auf dem umlaufenden Balkon. Bevor ich nach Hause fahre, fahre ich noch zum Aussichtspunkt des Monte San Lorenzo. Der Wind streichelt das mich umgebende Gras. Um mich herum nur das Zirpen der Zikaden, das Summen der Bienen und der Atem der Natur, und es öffnet sich mir eine atemberaubende Aussicht, die sich über dem Meer am Horizont verliert. Faedis, sich am Fuß des Hanges erstreckend, lässt sich ruhig betrachten: Ich verabschiede mich von ihm in der Gewissheit, bald wiederzukommen.
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Daniela Radovan

Ich bin in Triest geboren und habe die Kunsthochschule besucht. 2004 zog ich nach Friaul-Julisch Venetien und ließ meine Anstellung im Teatro Stabile La Contrada hinten. Jetzt arbeite ich im organisierten Großhandel, aber meine Leidenschaften sind immer noch an die Welt der Kultur und die Gebietserkundung gebunden, was ich durch Schreibtätigkeit und das Singen in einem Gospel-Chor zum Ausdruck bringe.

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