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5 September 2017

Das Gemeindetheater Teatro Comunale Giuseppe Verdi in Pordenone

5 September 2017
Daniela Radovan

Das Gemeindetheater Teatro Comunale Giuseppe Verdi in Pordenone

Theaters, alle, egal ob klein oder groß, sind wie Zauberkisten, an denen wir oft achtlos vorübergehen und sie als alltägliche Gebäude ansehen, in Erwartung, dass sie zum Leben erwachen, dass sich in ihnen die beim Dämmern und Aufleuchten der Leuchtreklameschilder typische Atmosphäre ausbreitet. Von ihnen kennen wir die Rituale: den Kauf der Eintrittskarten, das Geplauder im Foyer und das Gefühl der Miteinbeziehung während der Aufführungen.

In Wirklichkeit ist das Theater ein komplexes Ferment von Leben und Emotionen, die nach dem Fallen des Vorhangs nicht einfach aufhören. Im Gegenteil, seine stille und emsige Magie geht in mysteriösen Gängen weiter, die den meisten verborgen bleiben, aber sich gerne jenen zeigen, die einen Einblick bekommen wollen und die für einige sogar ein „Zuhause" werden.

In einer Optik der Nutzbarkeit, der Bereicherung und des Wissensaustausches hat das Gemeindetheater Teatro Comunale Giuseppe Verdi von Pordenone beschlossen, seine Türen der Originalität zu öffnen und hochkarätigen Künstlern Platz zu bieten, deren Bravour nicht unbedingt an die Popularität gebunden ist, die es sich aber sicher lohnt, zu treffen.

Ich profitierte von einem Spalt und schlüpfte ideell durch die Hintertür. Das Theater empfing mich wie eine alte Freundin und schenkte mir einen unüblichen Blick auf seine Projekte. So konnte ich in das eintreten, was im August das „Sommerhaus“ des Gustav Mahler Jugendorchesters war, eines der bedeutsamsten Orchester junger Talente. Vermutlich haben Sie diese jungen Musiker mit ihren Instrumenten auf dem Rücken durch die Stadtmitte Pordenones gehen sehen. Sicher haben Sie sie am Abend des 22. Augusts während eines Spaziergangs unter dem Sternenhimmel gehört. Sie erheiterten den Abend in kleine Gruppen verteilt. Sieht man sie während einer Pause der Proben beim Frisbeespielen oder dabei, wie sie einfach auf Englisch mit Personen sprechen, die sie zu ihrer Tätigkeit angesprochen haben, fällt es einem schwer, sich vorzustellen, dass es sich bei ihnen um den höchsten künstlerischen Ausdruck von unter Siebenundzwanzigjährigen auf internationaler Ebene handelt. Es genügt jedoch, in der gedämpften Atmosphäre des noch leeren Parketts ihrer Musik zuzuhören, um von ihrer Virtuosität und ihrer tiefen Kommunikativität fasziniert zu sein. Sie sind der Ausdruck eines vom Maestro Claudio Abbado ins Leben gerufenen Projekts und gehen einen künstlerischen Weg, der beinahe eine Lebensphilosophie ist, bei der das gemeinsame Musizieren eine Wahl ist, etwas was man tun will, aber niemals etwas, was man tun muss.

Neben diesem begeisternden Auftakt bietet die Saison in den nächsten Monaten ein dichtes, der Leidenschaft und der Kultur gewidmetes Programm, in dem sich Prosa, symphonische Musik und Kooperationen mit anderen Realitäten abwechseln, stets mit einem aufmerksamen Auge auf das Soziale, auf Frauen und auch auf die Bildung, mit Aufführungen, die ein Publikum aller Altersstufen ansprechen. Es steht als Zeichen dafür, dass das Theater stets bereit ist, ein Nest für unterkunftssuchende Kunst zu werden, in dem Emotionen fliegen lernen.

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Daniela Radovan

Ich bin in Triest geboren und habe die Kunsthochschule besucht. 2004 zog ich nach Friaul-Julisch Venetien und ließ meine Anstellung im Teatro Stabile La Contrada hinten. Jetzt arbeite ich im organisierten Großhandel, aber meine Leidenschaften sind immer noch an die Welt der Kultur und die Gebietserkundung gebunden, was ich durch Schreibtätigkeit und das Singen in einem Gospel-Chor zum Ausdruck bringe.

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