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26 Oktober 2017
Andrea Maroè

Ein herbstlicher Ausritt in den Hügeln

Aufgrund einer gebrochenen Rippe und anderen Gegebenheiten, die oft eine ausgezeichnete Ausrede sind, um zu Hause zu bleiben, bewegte ich mich schon lange nicht mehr.

„Kommst du am Sonntag zu einem Pferdeausflug mit?“, fragte mich Clio mit ihrem üblichen Lächeln.

„Ich reite schon seit Jahren nicht mehr!“, gab ich zur Antwort..

„Ok, also komme ich dich mit den Pferden abholen.“ So ist Clio eben. Sie nimmt Antworten beinahe nie ernst. Und wie versprochen, steht sie Sonntag Nachmittag mit ihren beiden Pferden vor meiner Tür. „Komm schon, steig’ auf.“

Beim Besteigen von „Baby“, spüre ich sofort, dass sich zwischen uns nichts geändert hat. Die weiße Stute erkennt mich und lässt sich problemlos von mir führen. Wir reiten in Richtung des kleinen Waldfleckens zwischen Collerumiz und Collalto, lassen meine „Höhle“, das Bellen der wütenden Hunde, weil sie nicht mitgenommen wurden, hinter uns. Schon nach wenigen Schritten, die notwendig waren, um sicher zu sein, dass ich noch reiten konnte, beschließe ich, den Weg und den großen, rotbraunen Hintern von „Lord Byron“ vor mir zu verlassen und links auf den Rasen zu reiten. Und hier galoppiere ich mit Baby los. Clio schreit mir etwas nach, aber ich höre, dass ihr Pferd hinter meinem hergaloppiert.

Die grüne Wiese rast unter den Hufen dahin und der kühle Wind peitscht mir ins Gesicht. Baby und Byron galoppieren den Hügel hinauf. Ganz oben bleiben sie beinahe nebeneinander stehen. Ich lächele Clio an. Die Berge Cjampeon, Cuarnan, Chiampon stehen wie Soldaten Spalier und schauen uns von ferne zu und hinter der Bernadia ist auch der Musi zu sehen. Die antiken Berge, die „mein“ Tarcento umrahmen, scheinen uns zufrieden zuzulächeln.  Wir reiten den kleinen Hügel hinab und durch Hecken in die Felder. Die gefügige Stute folgt mir. Ich spüre ihre aufmerksamen Muskeln unter dem Sattel, den wachsamen und bereiten Blick. Erntereife Maisfelder wechseln sich mit Sojafeldern ab. Ein alter Bauer auf seinem stotternden Traktor bringt die letzten Heuballen nach Hause. Der Glockenturm von Collalto läutet 5 Uhr. Es scheint beinahe ein altes Foto, weit ab von Hektik und Modernität.

Dabei sind wir ganz in der Nähe der stark befahrenen Pontebbana und nur ein paar Kilometer von den Ruinen der „Ciscjelat“, die von Coia Tarcento dominiert. Die Pferde stampfen ungeduldig. Wir galoppieren noch einmal durch die grünen Wiesen bis zur großen Eiche in der Nähe des Weinbergs und schließlich reiten wir langsam zum Reitstall neben dem Bahnhof zurück. Ich lasse Clio bei den Pferden und gehe zu Fuß durch den Wald zurück. Der Geruch des Herbsts umhüllt mich, während es Abend wird.

Vom Hügel aus betrachte ich die Wiesen, die sich mit kleinen, schon herbstlich gefärbten Wäldern abwechseln. Der Mond geht auf und lässt die Baumwipfel dunkel werden. Ich schaue mich um und es überfällt mich eine unerwartete Ruhe und dabei bin ich nur hinter meinem Haus. Aber in diesem Winkel wahrer Erde ist es nicht notwendig, weit zu fahren.

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Andrea Maroè

Ich suche die ältesten, größten, erhabensten und geheimnisvollsten Bäume unseres Planeten, besteige sie, vermesse sie und verteidige sie. Ich liebe es, unsere Wälder und unsere herrliche Natur auszuleben.

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