
Wie geht es dem alten Schutzwald? Ausflug ab Moggio über die verlassenen Ortschaften von Moggessa hinaus

Wenn einer Ihrer Gründe für Ihren Urlaub in Friaul-Julisch Venetien das Wandern im Garten des Edens ist, dann hoffe ich, dass nachstehende Informationen und Anregungen nützlich für Ihre Erfahrung auf dem Alpe Adria Trail sein werden.
Ich werde Ihnen von der Etappe 32 erzählen, die Cormons – diese Habsburger Perle im Herzen des Görzer Hügellands – mit Gradisca d’Isonzo verbindet, wobei diese Gemeinde auch als „grüner Salon“ der Serenissima bezeichnet wird und zu den „schönsten Dörfer Italiens“ zählt. Selbst wenn in den letzten Jahren ein bemerkenswerter Zuwachs an Wanderer zu verzeichnen ist, ist diese Etappe vermutlich die am wenigsten begangene der Region.
An einem Sommertag hatte ich die Freude, eine kleine Gruppe österreichischer Touristen zu begleiten. Sie hatten beschlossen, ihre Ausflugserfahrung mit önogastronomischen Augenblicken zu verbinden, weshalb sie mich baten, auch kleine Abweichungen von der Strecke zu tätigen, wenn ich das für angebracht halten sollte. Ich organisierte mich also frühzeitig und studierte alternative Wege, Verkostungen und Pausen. Das Resultat? Ein großartiger Tag, der sowohl mich als auch meine Touristen sehr zufrieden gestellt hat.
Wir trafen uns um 9.30 Uhr in Cormons, wo wir uns vor dem Aufbruch in Richtung Preval einen kurzen Besuch in einer berühmten Schinkenfabrik der Habsburgerstadt gönnten. Am Ende der geführten Besichtigung und der Verkostung von Schinken und Hauswein (ich bin zwar nicht unbedingt eine Kennerin, aber ich kann Ihnen versichern, dass der gekostete Weißwein einer der besten jemals von mir getrunkenen war) nehmen wir unsere Wanderung in Angriff.
Nach der Kirche des Crocefisso della Subida verlassen wir den Hauptweg, um dem Weg zu folgen, der durch das Preval-Gebiet führt. Während wir in Richtung Capriva del Friuli gehen, sind wir von einer üppigen Vegetation und bunten Wildblumen umgeben und vor uns kreuzt plötzlich ohne jede Eile eine vielköpfige Hirschfamilie unseren Weg. Wir bleiben stehen und sehen dem herrlichen Schauspiel zu. Auf dem Weg erzähle ich Kurioses und Geschichten über dieses nicht sehr bekannte Naturgebiet und dass es von einer österreichischen Internetplattform eben dieser Etappe fälschlicherweise als mittelalterliches Dorf bezeichnet wird. Ich fühle mich dazu verpflichtet, diesen Irrtum richtig zu stellen.
Gegen 11 Uhr sind wir auf der Höhe von Russiz Superiore. Die Landschaft ist sehr reizvoll. Wir sind von Weinbergen und Hügeln umgeben, in denen außer dem Vogelgezwitscher und Bussardschreien absolute Ruhe herrscht. Auch hier ist eine kurze Erklärung angezeigt, denn wir befinden uns in einem ausgesprochen bedeutsamen, fossilienreichen Geostandort der Region.
Wir nehmen unsere Wanderung auf einem wunderschönen Landweg wieder auf, der plötzlich aufgeht und auf unserer Rechten den Blick auf die eleganten Strukturen von Villa Russiz und Schloss Spessa freigibt. Auch hier ist es unmöglich, nicht von Eveline de la Tour und dem französischen Kellermeister Ritter zu erzählen.
Ich beschließe dann, vom offiziellen Weg auf einen schmalen Pfad abzuweichen, der durch einen nach Robinien duftenden Wald führt. Er führt uns auf einen mit Weinbergen bebauten Hügel zum Betrieb, bei dem wir mit Verkostung zu Mittag essen werden. Und hier, inmitten der Weinberge treffen wir uns mit der Eigentümerin, die uns durch die Rebzeilen begleiten wird. Während wir auf sie warten, zeige ich meinen Kunden eine hervorragend zu sehende Flyschschicht (oder Ponca) und erzähle Ihnen etwas über die Geologie und das Klima im Görzer Hügelland. Nach der geführten Wanderung im Weinberg und einer interessanten Erklärung zum natürlichen Weinbau kommen wir zum Betriebssitz, wo man schon mit dem Mittagessen auf uns wartet.
Um 14 Uhr geht es wieder auf dem Alpe Adria Trail weiter. Wir durchqueren sehr leise und mit griffbereiter Fotokamera das Naturschutzgebiet Parco dei Laghetti Rossi, wo wir vier Graugansfamilien treffen, die wie jedes Jahr hier ihre Nester bauen und an die menschliche Präsenz gewöhnt zu sein scheinen. Zum Unterschied der Wasserschildkröten, ca. ein Dutzend, die sich entspannt in der Sonne aalen, aber sich bei Wahrnehmen unserer Präsenz sofort ins Wasser stürzen. Auf dem Wasserspiegel der Seen eine pittoreske Schicht mit noch nicht aufgeblühten Seerosen.
Nach einer Stunde Weg kommen wir nach Villanova di Farra, wo wir uns im antiken Dorf Colmello di Grotta – einem typischen Beispiel der Landarchitektur des späten 18. Jahrhunderts und heute ein kleines, aber sehr gepflegtes Bauernkulturmuseum und ein Gasthaus mit Osteria – eine Kaffeepause gönnen.
Wir gehen am Flussufer des Isonzos weiter und lassen den Alpe Adria Trail rechts von uns zurück, da wir ansonsten nicht den Fluss mit seiner Kraft und seinen Farben sehen und hören würden. Während ich über diesen historischen Fluss erzähle, der meine gesamte Kindheit begleitet hat, kommen wir in Begleitung von Bärlauch- und Holunderdüften, einigen wilden Orchideen und Ausblicken auf die fruchtbare Isonzo-Ebene nach Gradisca d'Isonzo. Wir befinden uns im DOC-Gebiet „Isonzo“ und bevor ich mich von meiner Gruppe verabschiede, ist noch eine kleine Verkostung angesagt.
Das ist die Erzählung meiner ersten Alpe-Adria-Trail-Erfahrung, die mich sehr glücklich gemacht hat, nicht nur, weil es mir gelungen ist, meinen Touristen den Geist und die Faszination der angetroffenen Orte zu vermitteln, sondern auch, weil die Atmosphäre beim Wandern genau das widerspiegelte, was meiner Meinung nach der tiefe Sinn des Alpe Adria Trails ist, nämlich die harmonische Verbindung zwischen verschiedenen Kulturen und Sprachen.
Egal welche Etappe Sie zurücklegen wollen, mein Tipp für Sie ist es, ein wenig Neugierde mitzubringen und in den Geist der Orte einzutauchen. Gehen Sie nie zu schnell, sondern genießen Sie die Landschaft, ihre Geräusche, ihre Düfte, ihre Farben und vor allem die Begegnungen mit den Einheimischen aus vollen Zügen.
Frohes Wandern, Ihnen allen!
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