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Das Zusammenleben von Zivilisten und Soldaten

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Hinter den Linien mussten die Einwohner der Orte und Dörfer in der gesamten Kriegszeit mit der ständigen Anwesenheit von Soldaten leben. Zu den zwei Millionen Zivilisten kamen von Mai 1915 bis Oktober 1917 noch 4 Millionen Soldaten hinzu. Auf der praktischen Ebene stellte dieser Aspekt des Großen Krieges (Grande Guerra) zweifellos ein Problem für die Zivilisten dar. Der Militärapparat war sicherlich Platz raubend und die Soldaten wurden manchmal tätlich und gewalttätig.    
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Wenn sie in die Orte hinter den Linien kamen, hatten viele von ihnen soeben eine ziemlich lange Zeit in der vordersten Linie, inmitten der Schützengräben und im engen Kontakt mit dem Tod hinter sich. Der Stress, die Nervosität und die Verzweifelung trieben sie oft dazu, einmal zu einem mehr oder weniger normalen Leben zurückgekehrt "sich auszutoben". Viele verfielen dem Alkohol, was häufig zu Schlägereien, Gewalttätigkeiten und zu zu deutlichen Aufmerksamkeiten gegenüber den Frauen des Ortes führte. Episoden, die sich in jenen Orten, die wenige Monate zuvor noch zum österreichisch-ungarischen Kaiserreich gehörten, häuften und noch schwerer wurden.    
In Orten wie Cortina d'Ampezzo oder in allen jenen Orten des mittleren und unteren Isonzo (Karfeit (Caporetto), Cormons, Gradisca, Sagrado, Monfalcone und nachher auch Görz (Gorizia)) misstrauten sich sowohl die Zivilisten als auch die Soldaten gegenseitig. Die österreichisch-ungarische Propaganda hatte im Frühjahr 1915 die Kleinlichkeit der Italiener hervorgehoben, die als Verräter beschrieben wurden, von denen jede Bosheit erwartet werden konnte. Die italienische hingegen ermahnte die Soldaten (aber auch die Offiziere), stets die Augen offen zu halten, jeder konnte nämlich ein Spion oder ein Opportunist sein. Eine Verwirrung, die auch aufgrund der Sprache zunahm. Viele friaulische Bauern sprachen nur Friaulisch, während die Anwohner der Gegenden des Karsts (Carso), der Täler des Natisone und in der Senke von Karfeit (Caporetto) nur im slowenischen Dialekt kommunizierten.

Diese Verhaltensweise wiederholten sich auch mit der deutsch-österreichischen Besatzung des gesamten Friaul (Friuli) und des östlichen und nördlichen Teils von Venetien (Veneto). Für das gesamte 1918 wurden diejenigen, die in ihren Häusern geblieben waren, für italienische Spione gehalten. Derjenige, der erwischt wurde (oder von dem man meinte, ihn erwischt zu haben), wurde erschossen, derjenige, der "nur" verdächtigt wurde, konnte festgenommen und interniert werden.

Inmitten all dieser ständigen Gewalt gab es aber auch einige Fälle für das friedliche Zusammenleben von Zivilisten und Soldaten. Einige Familien nahmen in ihren Häusern die Soldaten auf, wuschen ihre Uniformen und kochten. Mal gerade volljährige junge Männer fanden in einigen Frauen des Orts eine Mutterfigur, einen sicheren Zufluchtsort vor der Gewalt und vor den Grauen des Kriegs. Andere hingegen, wie die ständig hinter den Linien eingesetzten Soldaten (Ärzte, Krankenpfleger und Hilfskräfte) knüpften tägliche Kontakte mit den Einwohner des Orts an und es kam zu Verlobungen und anschließenden Hochzeiten mit jungen Mädchen aus dem Ort.    
 
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