Caffè Tommaseo
Im trapezförmigen Block zwischen der Kirche S. Nicolò dei Greci und der hinteren Fassade des ehemaligen Börsenpalastes (der heute als Handelskammer dient) wurden 1824 von dem Architekten Antonio Buttazzoni (1800 – 1848) im Auftrag von Felice und Vitale Vivante zwei nebeneinander liegende Gebäude geplant. Die Struktur dieser zeichnet sich durch einen neoklassizistischen Stil und ihre extreme Schlichtheit aus.
Die auf das Meer hinausgehende Fassade sollte ursprünglich einen konvexen kreisförmigen Körper aufzeigen, der der Lösung von Matteo Pertsch, Lehrmeister von Buttazzoni, für die Rotonda Pancera in der Via Venezian ähnelte.
Während der Bauphase, die 1925 zu Ende ging, entschied man sich hingegen für ein gerades Profil, das später durch ein „Eisengerüst für die Terrasse“ bereichert wurde.
1830 ging ein Teil des Gebäudes, der bis dahin Felice Vivante gehörte, in den Besitz der Gräfin Lipona (anscheinend ein Pseudonym von Carolina Bonaparte, Witwe von Gioacchino Murat) über. Im gleichen Jahr wurde dieser Teil an den aus Padua stammenden Tommaso Marcato als Kaffeehaus vermietet und „Caffè Tommaso“ genannt. 1844 zählte es zu den ersten Gebäuden mit Gasbeleuchtung von Triest.
Der Schmuck und Stuck der Innenräume wurden von dem Maler Giuseppe Gatteri realisiert, während die Spiegel aus Belgien stammen. Auf der Pendeluhr von 1839 ist der Name des ersten Pächters des Lokals, Tommaso Marcato, eingraviert.
Nach den Unruhen von 1848 wurde der Name in „Caffè Tommaseo“ geändert, als Ehrerbietung an den gleichnamigen Schriftsteller und Patrioten dalmatinischer Herkunft. Zum Gedanken an ihn werden noch heute eine Reihe von Kleinoden (Porträt und einige Ausgaben seiner Werke) in einem Schaukasten des Lokals aufbewahrt.
Als Beweis der Verbindung des Kaffeehauses mit diesem bedeutenden historischen Moment dient eine Gedankentafel, die das italienische nationale Institut für die Geschichte der Renaissance anbringen ließ, auf der steht: „Vom Kaffehaus Tommaseo aus, Zentrum der nationalen Bewegung, verbreitete sich 1848 die Flamme der revolutionären Begeisterung für die Freiheit Italiens“.
Nach dem Mord an Guglielmo Oberdan wurde von 1882 bis 1918 das ehemalige Schild „Caffè Tommaso“ wieder aufgestellt. Das Kaffeehaus wurde bald zum beliebten Treffpunkt von Händlern, Bankbesitzern, Journalisten der „Favilla“, Rechtsanwälten und vor allem Künstlern und Literaten.
Insbesondere ging eine Giuseppe Bernardino Bison gewidmete Ausstellung in die Geschichte ein. Zu den Besuchern dieses historischen Kaffeehauses, dem ältesten in Triest, zählen Stendhal (von 1830 bis 1831 als französischer Konsul), Besenghi degli Ughi, Italo Svevo, James Joyce, Giani Stuparich, Pierantonio Quarantotti Gambini, Umberto Saba, Fulvio Tomizza, Claudio Magris.
Das Kaffeehaus wurde verschiedenen Restaurationsarbeiten unterzogen. Die letzten fanden 1983 und 1997 statt. Zur Zeit dient es auch als Gaststätte und verfügt über einen Saal, der für Kunstausstellungen, kleine Konzerte, sowie weitere kulturelle Veranstaltungen ausgestattet ist.