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19 August 2019

Zubereiten mit Lächeln: Die Gnocchi des Dorffests „Sagre dai Borgs“ in Jalmicco

19 August 2019
Silvia Savi

Zubereiten mit Lächeln: Die Gnocchi des Dorffests „Sagre dai Borgs“ in Jalmicco

Wie viele Gnocchi haben wir heute Abend geformt?
Diese Frage stellen sich die Frauen aus Jalmicco, wenn Sie am ersten Abend des Dorffests nach einem letzten Bier in lustiger Gesellschaft endlich nach Hause kommen.
Auf den Dorffesten in Friaul ist der Charakter dieser Region besonders spürbar, und das Fest von Jalmicco, einem Ortsteil von Palmanova, ist eines der beliebtesten in ganz Friaul-Julisch Venetien.
Das „Sagre dai Borgs“ ist bereits über 50 Jahre alt. Mit diesem halben Jahrhundert Geschichte gehört die Veranstaltung zu einem der ältesten und langlebigsten Feste der friaulischen Ebene.
Es findet anlässlich des Feiertags der Heiligen Maria Magdalena (22. Juli) statt, der die Dorfkirche geweiht ist.
Das Fest wurde auf Initiative des Pfarrers Don Silvio Lesa und eines Festkomitees ins Leben gerufen, dem er vorsaß. Dieses kümmerte sich für einen langen Zeitraum um die Organisation von Festen im Zentrum von Jalmicco, die auf der gesamten Piazza Unione stattfanden. Die wichtigsten Attraktionen waren der Tanzabend und die Wohltätigkeitslotterie „Lotteria del torello“. An der Zubereitung des gastronomischen Angebots, das in der Hauptsache aus Grillfleisch, Fisch und Gemüseomelette bestand, war der ganze Ort beteiligt. Sie wurden unter dem Portikus des Platzes angeboten, der heute nicht mehr existiert. Höhepunkt der Veranstaltung war die von allen erwartete „Pastasciutta um Mitternacht“. Früher waren keine Sitzplätze für das Fest vorgesehen, das den gesamten Platz einnahm, weshalb er auch für den - zur damaligen Zeit eher geringen - Autoverkehr gesperrt wurde.
In späterer Zeit stellte die Pfarrei das heutige Festgelände zur Verfügung, wobei die Organisation des Dorffests an den Ortsverein „Pro Loco“ übergeben wurde. Er führte das Turnier der vier Ortsteile (Borghi) ein (Borg di Sore, Borg di Sot, Place e Palma und Cjasalos), von dem auch der Name stammt. Damit wird unter anderem an drei ehemalige Initiatoren des Fests erinnert, “Cocco”, Adua und Elvira, die immer wieder neue Ideen einbrachten und es damit am Leben erhielten, insbesondere dank der frisch zubereiteten Gnocchi mit Ragout.
Genau darin liegt das Erfolgsgeheimnis dieses Fests: in den Händen der Teigkneterinnen. Alte und junge Hände, die mit Erfahrung und neuem Schwung eine echte Köstlichkeit zaubern.

Die Gnocchi werden aus dem zubereiteten Teig geformt und müssen anschließend ruhen, bevor sie gekocht und mit Fleisch- oder Entenragout serviert werden – eine echte Köstlichkeit. Hierfür ist ein präziser, kontinuierlicher Ablauf einfacher Gesten notwendig, die von Generation zu Generation weitervererbt werden und für die man eine Art „Cursus honorum“ am Arbeitstisch absolvieren muss. Die Frauen mit der meisten Erfahrung bereiten den Teig zu. Die anderen beobachten und lernen, rollen und schneiden den Teig und bestreuen die Gnocchi mit Mehl. Einige von ihnen helfen vielleicht im kommenden Jahr schon bei der Zubereitung mit.
Dabei wird viel erzählt, gelacht und geplaudert und es ist genug Zeit zum Austausch einiger Vertraulichkeiten. Am Ende verabschieden sich alle, die nur einmal im Jahr mit von der Partie sind, von den anderen mit einer herzlichen Umarmung.

In jedem servierten Teller Gnocchi steckt ein freudiges Lächeln und ein Stück Dorfgeschichte. Und das sind viele, mindestens eines in jeder der 500 Portionen, die an den fünf Tagen serviert werden und für die ca. 100 kg gekochter Kartoffeln verarbeitet werden.
Der Gemeinschaftsgeist sorgt dafür, dass dieser Zauber seit 50 Jahren jedes Jahr wiederauflebt. Von Donnerstag bis zum Montag des vorletzten Juliwochenendes nimmt jeder Dorfbewohner eine neue Identität an. Am Teigtisch arbeiten die Hände der Lehrerin, Bankangestellten, Verkäuferin, Rentnerin und Hausfrau emsig zusammen.
Der Ingenieur kümmert sich um den Grill, der Zahnarzt kontrolliert die Herdfeuer und richtet die Teller an, der Geometer brät die Polenta und eine Schülerin gibt mit lauter, schriller Stimme die Bestellungen weiter.
Eine eigene Welt, die sich durch perfekte Abläufe auszeichnet und deren Ziel darin besteht, den Gästen ein Fest zu bereiten, die regionale Küche bekannt zu machen und den Sinn für Gemeinschaft und Freundschaft zu pflegen.
Auch auf einem kleinen Dorffest kann man viel vom Wesen des Friauls entdecken.
 

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