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8 März 2019

Wie geht es dem alten Schutzwald? Ausflug ab Moggio über die verlassenen Ortschaften von Moggessa hinaus

8 März 2019
Andrea Maroè

Wie geht es dem alten Schutzwald? Ausflug ab Moggio über die verlassenen Ortschaften von Moggessa hinaus

Um 8.30 geht es los nach Moggio. Dieses Mal möchten wir den Weg erkunden, der von Moggio aus zuerst nach Moggessa di Qua und dann nach Moggessa di Là führt.
Wir haben vor, bis zu dem alten Schutzwald aus Schwarzkiefern zu gelangen, der uns sehr am Herzen liegt, um die Schäden abzuschätzen, die der Sturm Vaia (A.d.R.: so wurde das außergewöhnlich heftige Unwetter, das Ende Oktober 2018 insbesondere den Nordosten Italiens betroffen hat, von den Meteorologen getauft), doch auch, um die eventuellen Schwierigkeiten des Wegs zu beurteilen.
Es begleiten mich vier Frauen und einer meiner Hunde, Wolf. Die Männer haben alle abgesagt. Ich beginne ernsthaft zu denken, dass die Welt wirklich von den Frauen gerettet werden wird, sowohl wegen ihrer Sensibilität gegenüber der Natur als auch weil sie dem Leben so zugetan und in der Lage sind, es rund neun Monate in sich zu tragen und sich für den Rest ihres Lebens oft klaglos aufzuopfern.
Der Tag beginnt in diesem milden Winter mit einem wunderbaren Blick auf die verschneiten Wipfel. Wir beginnen vom oberen Teil von Moggio aus aufzusteigen und blicken auf den Wald, der noch immer vom Wüten der Naturgewalten gezeichnet ist, doch bereits Anzeichen der stillen friaulanischen Geschäftigkeit erkennen lässt.

Der alte Saumpfad, der zum Teil noch perfekt in den harten Boden eingelassene Steine aufweist, erinnert mich an meine Kindheit, als ich als noch kleines Kind bis zum Wald aufstieg, um meinen Großvater zu begrüßen. Weiter gibt die Landschaft den Blick auf die umgebenden Berge und auf das Flussbett der Fella frei, die glitzernd funkelt, während sie still nach unten fließt. Meine Begleiterinnen steigen ohne Anzeichen von Müdigkeit die Serpentinen bis zum Bergsattel hinauf. Noch etwas weiter beginnt eine Welt der Wildnis. Die Wälder verändern sich, die Buchen und die seltenen Eichen weichen der Schwarzkiefer, die auf den abfallenden und brüchigen Felsen Wurzeln schlägt.
Die vom Wasser geformten Berge geben durch den langsamen Zerfall ihrer Steine ihr Alter preis, während der Pfad schnell zu der alten verlassenen Ortschaft von Moggessa di Qua abfällt.

Das erste Haus, auf das wir treffen, vier Steinmauern, die kein Dach mehr haben, wird von einem alten Birnbaum überragt, der von Dornengestrüpp umgeben ist. Nach dem für die Art riesigen Stamm zu urteilen, könnte er mehr als 250 Jahre alt sein, ein stiller Zeuge des einstigen Lebens im Bergdorf.
Wir begeben uns in die sehr engen Gassen, in denen einige Häuser wieder aufgebaut und andere vollkommen zerstört und dem langsamen Vorrücken des Waldes überlassen wurden, der bereits in den letzten 50 Jahren alle Wiesen in Besitz genommen hat, die den Ort umgaben.
Ich fühle mich wie in einem nunmehr verlassenen, alten griechischen Dörfchen mit seinen von der Zeit und vom Krieg zerstörten weißen Mauern. Wir gehen weiter. Zwischen den kahlen Zweigen ist Moggessa di Là zu erkennen. Wir gehen den Pfad zur alten Mühle hinunter, die ich nicht erkennen kann. Wir überqueren die Brücke über den Rio Mulin und Wolf rennt los und stürzt sich glücklich in das klare Gewässer. Kurze Zeit später zeichnen sich die Umrisse der ersten Häuser des kleinen Dörfchens mit seiner winzigen Kirche vor uns ab. Wir steigen hoch bis zum Schutzwald. Ich bin gespannt, welche Schäden ich vorfinden werde.


Ich sehe Stämme mit riesigen, fast weißen Rindenschichten, so lange befinden sie sich schon am Stamm, die fast denen der kalabrischen Lorica-Kiefern ähneln, die vertikal aufragen und zwischen den Buchen und dem Gestrüpp verteilt sind.
"Meine" Schwarzkiefern sind verschont geblieben. Zum Glück sind nur wenige umgefallen. Leicht berühre ich die raue Rinde, während wir, fasziniert von den majestätischen Bäumen, die das Dorf über Jahrhunderte geschützt haben, anhalten, um der Stille zu lauschen.
Danach drehen wir noch eine Runde zwischen den alten Häusern von Moggessa di Là. Die typische Architektur der Bögen, die geschickte Verwendung der direkt aus den Bergen stammenden Steine, die alten Balken, die die Dächer tragen, gut erhaltene Häuser, einige wieder aufgebaut, andere verfallen, die unzähligen Brunnen. Alles verschmilzt in einem langsamen, stillen Walzer vergangener Zeiten, Erinnerungen und geschwundener Hoffnungen. Eine nunmehr unwiederbringlich verlorene alte Welt, von der in den wenigen Spuren der alten Häuser und im knochigen Grün der stummen Zeugen, die das Dorf überragen, nur ein Nachhall bleibt.
Wir kehren zurück.
Doch als wir am Bergsattel ankommen, lasse ich meine Begleiterinnen den Abstieg beginnen, um den Tag zu genießen, während ich über den alten Saumpfad von meinem Hund gefolgt bis nach Moggio laufe, als ob der Teufel hinter mir her wäre, gefolgt vom Duft der Kiefern und dem antiken Geist der Berge, immer noch einen unsäglichen Trauergesang in den Ohren

 
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Andrea Maroè

Ich suche die ältesten, größten, erhabensten und geheimnisvollsten Bäume unseres Planeten, besteige sie, vermesse sie und verteidige sie. Ich liebe es, unsere Wälder und unsere herrliche Natur auszuleben.

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