22Feb2022
Wir überholen mit entschlossenem Schritt eine Gruppe Österreicher und sind – in einer immer forscheren und wilderen Umgebung, die mich fasziniert – schon bald bei den ersten ausgerüsteten Streckenabschnitten. Ich bin das erste Mal hier und die Kellerspitzen präsentieren sich mir stolz als wahrer Berg. Nicht umsonst bilden sie mit ihren 2.769 m den zweithöchsten Berg Friauls nach der Hohen Warte.
Wir gehen an Felsvorsprüngen, kleinen Kanälen und Felsen vorbei und nach vier Stunden Gehzeit tragen wir uns in das Gipfelbuch ein und machen die klassischen Fotos mit dem Gipfelkreuz. Das Wetter ist nicht gerade das beste, ermöglicht uns aber dennoch einen herrlichen Ausblick auf die umliegenden Berge der Valentinalm und die Gletscherreste des Eiskars. Wir essen und treten sofort wieder den Rückweg an. Eigentlich müsste es bergab einfacher sein, aber wir sind im Gebirge und im Handumdrehen sind wir von Wolken umgeben, und befinden uns inmitten von Donnerschlägen, Regen und Hagel, was alles komplizierter macht.
Wir steigen bis zu einem bei einem Felsvorsprung in den Fels gehauenen Unterschlupf/Biwak ab, der uns wie eine Fata Morgana erscheint. Jemand tritt ein, jemand setzt sich unter den Felsen und sucht dort Schutz vor dem Regen. Das Glück ist uns hold. Im Biwak finden wir einen lokalen Bergsteiger, der mit seiner Gefährtin die Nacht dort verbracht hat. Eine einzigartige und sehr gastliche Person, die uns ein Glas Wein anbietet und mit einem Lächeln interessante Geschichten und Anekdoten aus seinem Bergleben erzählt. Unter anderem setzt er uns davon in Kenntnis, dass der Unterschlupf, in dem wir uns befinden, ausgerechnet an diesem Tag eingeweiht worden ist und den Namen Caverna dell’ Amicizia „Celso Craighero“ del CAI Ravascletto – Alpenverein Mauthen trägt. Angesichts des vertraulichen Klimas, das sich gebildet hat, trägt er den Namen ‚Freundschaftshöhle’ zu Recht. Nach viel Gelächter und dem Anstimmen von Liedern sind wir wieder trocken und von der Sonne gewärmt und können zum Basislager absteigen, natürlich nicht bevor wir uns von unserem Gastgeber verabschiedet haben.
Der Abstieg ist aufgrund des nassen Grases etwas rutschig, aber schon bald sind wir wieder am Plöckenpass. Auf dem Platz steht ein Infostand des CNSAS-FVG und ein großes Zelt, in dem die Feierlichkeiten für den Jahrestag weitergehen und in dem viele Leute vor oder nach den verschiedenen vorgesehenen Aktivitäten, vom Klettern bis zu geführten Wanderungen und Konferenzen, zusammenströmen.
Nach einigen Gesprächen und Bieren mit Personen, die ich hier kennengelernt habe, schwinge ich mich wieder auf mein Motorrad und fahre zufrieden mit der Erfahrung nach Hause.
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Nicolò Blasi