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26 April 2018

Auf den Pfaden des Großen Krieges mit den karnischen Trägerinnen

26 April 2018
Michele Castro

Auf den Pfaden des Großen Krieges mit den karnischen Trägerinnen

Genau an der Stelle, an der ich mich gerade befinde, wurde sie von einer Kugel eines österreichischen Scharfschützen getroffen und schwer verletzt.

Nachdem sie aus ihrer Kiepe die bedeutsame und schwere Last an Munitionen genommen hatte, ruhte sie sich hier etwas aus.

Aber wer war Maria Plozner Mentil?

Es ist ein kühler Spätsommermorgen. Im Gebirge in über 1500 m Höhe kommt der Herbst früher als woanders.

Ich bin in Karnien, in der Gemeinde Paluzza, mit anderen Ausflüglern, die anlässlich der Touristenbörse Borsa del Turismo Outdoor nach Friaul Julisch Venetien gekommen sind. In Begleitung von Marco, einem Bergführer, begehen wir den einfachen und breiten CAI-Weg Nr. 402, der von der Almhütte Pramosio zum Avostanis-See führt.

Das schlechte Wetter hindert uns daran, die Aussicht zu genießen, und trotzdem wir beinahe am Ufer des Sees Avostanis sind, sehen wir ihn wegen des Nebels nicht.

Wir sehen und entdecken aber etwas anderes Wichtiges.

Auf dem Rückweg vom See, unter strömendem Regen bemerken wir nur wenige Meter von der Almhütte Pramosio entfernt einen einer karnischen Trägerin gewidmeten Gedenkstein.

Aber wer waren die karnischen Trägerinnen?

Marco erklärt uns freundlich, dass es Frauen aus Karnien (viele aus Paluzza) waren, die während des ersten Weltkriegs den Männern in der Schlacht im Hochgebirge grundlegende Hilfe brachten.

Es gab keine Straßen, die die höheren Gebirgszonen mit der Talsohle verbanden. Deshalb musste alles auf den Schultern und zu Fuß befördert werden.

Es kamen Kiepen zum Einsatz, große Holzkörbe, die mit Proviant, Medikamenten, Munition und alles andere für die kämpfenden Männer Nützliche gefüllt waren. (http://www.donneincarnia.it/ieri/portatricicarniche.htm)

Mit ca. 40 kg Last auf den Schultern nahmen heldenhafte Frauen für etwas mehr als eine Lira pro Lieferung diese Wege bei jedem Wetter (oft bei kniehohem Schnee) in Angriff und riskierten dabei ihr Leben. Und eine davon verlor ihr Leben. Die 32-jährige Maria Plozner Mentil, Mutter von vier Kindern, starb wenige Stunden nach ihrer Verwundung.

1997 ehrte der ehemalige Präsident der Republik Scalfaro Maria P. M. in Vertretung aller karnischen Trägerinnen mit einer Goldmedaille für militärische Verdienste. Zudem trägt die Kaserne der Alpini von Paluzza ihren Namen und ist so die einzige einer Frau gewidmete Kaserne Italiens.

Heute haben sich die Zeiten gewandelt und wir wandern entlang der Grenze, auch auf den Pfaden des Großen Krieges. Österreich ist kein feindliches Land mehr und wir können die Aussicht auf die Alpen genießen, während wir in einer Schutzhütte mit Österreichern ein Bier trinken.

Aber von heute an werde ich, wenn ich in diese Gegend komme, nicht mehr umhin können, an die Mühen und den Opfergeist dieser Frauen zu denken, die ihren Männern im Krieg dabei halfen, unsere Grenzen zu verteidigen. Und ich werde mich nie mehr wieder über das Gewicht des Rucksacks beschweren ...

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Michele Castro

Ich heiße Michele, 40, und lebe in Friaul-Julisch Venetien seit ich 19 Jahre alt war. Meine Schichtarbeit ermöglicht es mir, meinen Lieblingshobbys, Wandern und Mountainbikefahren, nachzugehen. Ich werde Ihnen mögliche Naturerlebnisse erzählen, die unsere von den Alpen geschützte und vom Meer geküsste Region zu bieten hat.

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