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9 Februar 2017

Eine Linie für Eiskletter-Freaks

9 Februar 2017
Omar Gubeila

Eine Linie für Eiskletter-Freaks

Dabei verliebe ich mich oft in wenig beachtete Orte, wohin sich keine Seele verschlägt. Das mache ich vor allem im Winter, wenn die weißen Linien zwischen den Wäldern der Karnischen Alpen für mich meistens Entdeckung bedeuten. Erkunden ist ein heute ausgestorbenes Wort. Das erste Mal hatte ich 2012 den Blick auf diese Linien zwischen den Wäldern gerichtet, während ich auf der Suche nach anderen Wasserfällen war. Es genügte, ein einziges Eisbruchstück einer Linie zu sehen, um in mir den Wunsch aufkommen zu lassen, sie zu besteigen. Keine Schlangen, keine Wartezeiten, kein Lärm, nichts. Die Eiskletter-Freaks sind woanders. Und was sind dann wir? Wir sind Begeisterte auf unsere Art. Unseren Bergen eine Chance zu geben, ist mehr wert, als einige berühmte Linien der Umgebung zu besteigen und die Vorstellung der Exklusivität berauscht uns dabei noch mehr.

Wir lassen das Auto in Paluzza, in der Nähe von Torre Moscarda, und gehen zu Fuß auf die weiße Linie zu. Sie ist noch dort, wo ich sie an jenem Tag gelassen hatte, und scheint in ausgezeichnetem Zustand zu sein. Nach der Brücke verlassen wir den Fahrradweg und gehen in den Wald. Hier verfliesen Spuren einer alten Bauernkultur mit denen des Großen Krieges. Wir begehen die Hänge des Tenchia, des sogennanten Hexenbergs.

Erst einmal unten dem Wasserfall angekommen, sichert mich Marco während ich den ersten Zug aufsteige. Das Eis ist dünn, man sieht das Wasser in seinen Adern fließen und das bezaubert mich. Der Zug weist keine besonderen Schwierigkeiten auf und macht Spaß. Ich sichere Marco, der schnell nachsteigt und die Schutzeinrichtungen entfernt.

Weiter geht es auf die Vertikale, in die Sonne, die nach einer langen Frostperiode wieder wärmt. Die Wärme schmilzt unseren Eisfall, er schwitzt, wird dünner, dröhnt wie eine große Trommel. Mit einem kleinen, von einigen Felsen behinderten Übergang erreichen wir einen anderen vereisten Abschnitt. Die letzte Länge ist von schneeweißer Essenz. Ich schaue auf die bewaldeten Bergrücken vor mir und beim Blick auf den Monte Paularo kommen Frühlingsgefühle auf. Es ist Zeit umzukehren. Wir taufen diesen typisch karnischen Wasserfall mit schüchternem Herzen wie die Erde, die ihn hervorbringt, in Piccoli Pellegrini um.
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