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Der Phosgen-Angriff am Monte San Michele

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Während die Strafexpedition die Berge der Hochebene von Asiago erschütterte, war die Lage an der Isonzofront scheinbar ruhiger. Während der Frühjahrsmonate waren kleine Fortschritte um Görz, am Monte Sabotino und am Monte San Michele gemacht worden. An dem Letzteren war es den Soldaten des 9. Armeekorps nach der Fünften Isonzoschlacht gelungen, bis auf einige zehn Meter von der österreichisch-ungarischen Linie entfernt vorzudringen und neue Schützengräben und sichere Stellungen für die Granatwerfer zu bauen.

Aber ausgerechnet in dieser Gegend des Karsts am Isonzo experimentierten die von Borojevic geführten Männer einen Angriff mit einer der vielen technologischen Neuerungen des Großen Kriegs, den chemischen Granaten. Es wurden dreitausend Flaschen mit Phosgen, einem aus Chlor und Phosphor bestehenden Gas, vorbereitet, die nach ihrer Öffnung ihren Inhalt über den italienischen Schützengräben abgegeben hätten. Im Morgengrauen des 29. Juni begünstigte ein leichter Wind diese Operation und von den habsburgischen Stellungen stieg eine große weiße Wolke empor.

Das, was danach geschah, berichten die tragischen Aussagen von Soldaten und Offizieren, die vom Anblick der italienischen Schützengräben bestürzt waren. Der Gefreite Valentino Righetti (Brigade Brescia) erzählte, dass er den Schützengraben nachts erreicht hatte und ihn sich komplett verlassen vorstellte, angesichts der totalen Ruhe, welche die Gegend umgab. Zu seiner großen Überraschung befanden sich die Soldaten alle an ihrem Platz, allerdings sonderbar eingeschlafen. Im Morgengrauen machte der Gefreite die grauenhafte Entdeckung. Hunderte von Männern waren in wenigen Minuten am Vortag gestorben.
Viele von ihnen versuchten, sich zu retten, indem sie die zur Ausrüstung gehörende Gasmaske verwendeten, aber die einfache Zusammensetzung konnte nicht den Wirkungen des Phosgens entgegenwirken. Damals besaß nämlich nur das deutsche Heer perfekt funktionierende Masken, wie sich während des im Vorjahr in Ypern (Ypres) erfolgten chemischen Angriffs gegen die Franzosen zeigte. Dieselben ungarischen Soldaten erfuhren die Folgen dieses chemischen Angriffs. Der Wind änderte irgendwann seine Richtung und schob einen Teil der Wolke über ihre Schützengräben und führte zur Vergiftung und zum Tod von vielen von ihnen.

Dadurch verloren die Brigaden, die sich am Monte San Michele befanden, im Morgengrauen des 29. Juni circa zweitausend Soldaten, während weitere fünftausend vergiftet wurden. Die österreichisch-ungarischen Truppen zählten circa 250 Tote und fast 1500 Vergiftungen. Diese Zahlen sind noch grauenhafter, wenn man bedenkt, dass die erzielten Vorteile gleich null waren.
 
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