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Die Frauen im Großen Krieg

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Die Abwesenheit vieler eingezogenen Männer, um gegen das österreichisch-ungarischen Heer zu kämpfen, führte auf der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ebenezu vielen schwerwiegenden Folgen. 
Der Großteil der Familien waren Bauern, die an die Gepflogenheiten und die alten Traditionen gebunden waren. Die männlichen Mitglieder hatten die Aufgabe, außerhalb der häuslichen Wände zu arbeiten, während die Frauen ihren Aufgaben im Haus ausführten, die Kinder betreuten und die alltäglichen Angelegenheiten erledigten. Die Dinge verhielten sich für die "Arbeiterfamilien" nicht viel anders, der einzige Unterschied bestand im Einsatz der Männer in den Fabriken anstatt auf den Feldern. 
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Eine Situation, die sich 1915 tief greifend änderte. Die Stellen vieler Bauern und Arbeiter blieben leer und wurden von den Zurückgebliebenen, die nie an die Front gerufen würden, eingenommen: den Frauen. Es handelte sich um einen sehr wichtigen Augenblick für die Sozialgeschichte des Landes. Ihre Rolle verschob sich von "Engel des häuslichen Herds" zum aktiven Mitglied der Wirtschaft und der Kollektivgesellschaft. 
Den Frauen war diese Art von Erfahrung nicht ganz neu. Viele von ihnen waren es schon gewohnt, bei der Feldarbeit mitzuhelfen, während ihre Anwesenheit auf industrieller Ebene schon im Textilsektor wahrgenommen wurde. Aber jetzt war ihre Zahl beachtlich angestiegen und sie waren in ganz neuen Sektoren anwesend, wie in der Metallurgie (auf die Kriegsanforderungen umgestellt), dem Maschinenbau, dem Transportwesen und den Verwaltungsaufgaben. 
Natürlich war dieser Prozess nicht schmerzfrei. Da keine Arbeitsteilungen vorgesehen worden waren, waren die Frauen gezwungen, dieselben Arbeiten wie ihre männlichen Kollegen auszuführen, auch die schwersten Arbeiten. Auf den Feldern mussten die Heugarben oder die Weizensäcke verschoben, das Vieh versorgt und alle landwirtschaftlichen Maschinen verwendet werden. Gleichfalls mussten in den Fabriken bedeutende Gewichte angehoben und repetitive und mechanische Bewegungen ausgeführt werden. 
Die Frauen nahmen den Platz ihrer Ehemänner (oder Söhne) auch bei den typisch männlichen häuslichen Angelegenheiten ein, wie die bürokratischen Angelegenheiten, der Ein- oder Verkauf von landwirtschaftlichen Produkten und die legalen Probleme. 

Mit dieser Art "Arbeitsemanzipation" fiel jedoch keine größere persönliche Freiheit zusammen. Trotz der Abwesenheit der Männer im einberufbaren Alter blieben oft die Alten zuhause, die traditionsgemäß weiterhin ihre autoritäre Rolle innerhalb der Familie ausübten. Zudem fehlten nicht Misstrauen und die ablehnenden Haltungen der Moralisten und Anhänger der Tradition: "In den Metall- und Maschinenbaufabriken wurde die Anwesenheit der Frauen besonders von den alten Arbeitern als eine Umwälzung der natürlichen Ordnung und ein Attentat auf die Sittlichkeit wahrgenommen." (Antonio Gibelli, "Der Große Krieg der Italiener" ("La Grande Guerra degli Italiani"), BUR, Mailand, 2009, S. 193). Eine Denkweise, die sich mit der Zeit verschlechterte, als die jüngeren Frauen immer häufiger ihr Haus verließen, um eine Beschäftigung zu finden. 
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