Mit einer viertätigen Verzögerung hinsichtlich der Vorgabe eröffneten die österreichisch-ungarischen Kanonen längs des Piave am 15. Juni um drei morgens das Feuer auf die italienische Front. So begann die Junischlacht (Battaglia del Solstizio), die nach den Plänen des habsburgischen Oberkommandos den Krieg mit Italien definitiv hätte lösen sollen. Eingedenk der hervorragenden, 8 Monate zuvor bei Karfeit angewandten Taktik begann, auch mithilfe der Gase, der Angriff mit einem schweren Beschuss der Verbindungen der Verteidigungslinien.
Die ersten Stunden waren sehr günstig und die österreichisch-ungarischen Soldaten erzielten hervorragende Ergebnisse. Circa 100Tausend Mann gelang es, den Fluss unter strömenden Regen und den Dämpfen der Gase zu überqueren. Insbesondere gelang es den Soldaten, in das Dorf Nervesa einzuziehen und den Hügel Montello, unweit vom Monte Grappa zu erobern. Im Süden wurden einige Fortschritte in der Gegend von San Donà und Cava Zuccherina (dem heutigen Jesolo) gemacht, während die italienischen Soldaten nur die Stellungen auf der Hochebene von Asiago hielten.
Aber schon am Nachmittag wurden sich die habsburgischen Kommandos bewusst, dass sich die Situation von jener des Isonzotals deutlich unterschied. Dieses Mal hörten die Italiener auf die immer zahlreicheren Deserteure und die österreichisch-ungarischen Pläne waren kein Geheimnis. Ferner richteten die Gasbomben nicht den erwarteten Schaden an, da das britische Heer seine Gasmasken, die fortschrittlicher und moderner als die zuvor verwendeten Masken waren, an die Soldaten verteilt hatte.
Am 16. Juni wurde der Vorstoß unterbrochen. Der Pegelstand des Piave stieg aufgrund der reichlichen Regenfälle beachtlich an und die Stege für die Nachschubbeförderung an das rechte Ufer brachen systematisch zusammen. An vielen Stellen wurden die Granaten rationiert, während die Überlegenheit der Waffen und der (auch von den Franzosen und Engländern unterstützten) Italiener im Gegenteil offensichtlich war.
Im südlichen Bereich wurde das linke Piaveufer mit auf längs des Flusses auf Lastkähne gestellten Kanonen beschossen wurde. Von oben sorgten die englischen Flugzeuge, die berühmten italienischen Bomber Caproni und die Jagdflugzeuge Niuport in den österreichisch-ungarischen Linien trotz des Tods von Francesco Baracca, dem As der italienischen Luftwaffe, das am 18. Juni an den Hängen des Montello abgeschossen wurde, für Verwirrung. An den Grave di Papadopoli, in Fagaré, Candelù, Zenson und Fossalta leisteten die habsburgischen Soldaten bis zum 20. Juni Widerstand, aber fünf Tage später brach Karl I, auch um der Anforderung von Soldaten durch das deutsche Oberkommando an der Westfront Genüge zu leisten, die Operationen ab. Der Montello und Nervesa wurde aufgegeben, das Piavedelta wurde von den Männer der Dritten Armee (Terza Armata) erobert und die letzten Soldaten kehrten am 26. Juni auf das linke Flussufer zurück.
Von da an entstand die Legende des Piave. Die bekannte Redensart "Halt am Piave" ("Altolà sul Piave") fasst noch heute den Enthusiasmus zusammen, der sich nach diesem Sieg entfesselte, der für viele Intellektuelle und Hauptakteure der Zeit die "erste und wahre italienische Schlacht war, die Italien je ausgetragen hatte" (Francesco Minniti, "Der Piave" ("Il Piave"), Il Mulino, Bologna, 2002, S. 69). Österreich-Ungarn war noch nicht ganz besiegt, aber der Große Krieg schlug einen für die Italiener entschieden günstigen Weg ein.