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19 August 2019

Mit dem Fahrrad in Erinnerungen schwelgen

19 August 2019
Antonella Astori

Mit dem Fahrrad in Erinnerungen schwelgen

Da wir nur einen halben Tag zur Verfügung haben, beschließen wir, mit dem Fahrrad von Tolmezzo nach Ovaro zu fahren. Wir fahren los in Richtung Caneva (wo der Radweg 8a beginnt). Beim Überqueren der Brücke erinnere ich mich, wie wir als Kinder hierher kamen, um während der “Montane dai Sants” den Hochwasser führenden But zu sehen.
Ein Jahr hat das beige Wasser das gesamte Flussbett angefüllt und floss so schnell und reißend unter uns vorbei, dass uns schwindlig wurde, wenn wir zu lange hinunter starrten. Wir mussten schreien, um gehört zu werden, so ohrenbetäubend war das Tosen des fließenden Wassers, und wir warteten aufgeregt auf den Krach, den die größeren Steine beim Aufeinanderprallen erzeugten.

Auf der Fahrt durch die Landschaft von Caneva kommen weitere Erinnerungen hoch: 1976, ein paar Tage nach dem Erdbeben, kam uns die Italienischlehrerin in den Höfen oder Zeltstädten besuchen, um uns einzuladen, wieder in die Schule zu gehen, nicht im Klassenzimmer, sondern im Freien, nicht, um zu lernen, sondern um die Zeit gemeinsam zu verbringen, und zwar genau auf den Wiesen von Caneva.
Der Harzduft des Pinienwaldes bringt mich in die Gegenwart zurück und wir fahren in Richtung Invillino. Als Jugendliche kamen wir oft mit dem Fahrrad her, die Ziele waren der Plera-Wasserfall, der Col di Zuca und das Kiesbett des Tagliamento unter Madonna del Ponte.

Plötzlich gelange ich in neutrales Gebiet: Mit dem Pinienwald von Villa Santina verbinde ich keine Erinnerungen. Bei der Durchfahrt mit dem Fahrrad merke ich, wie groß er ist, sodass ich nicht einmal merke, dass ich begonnen habe, das Degano-Tal stromaufwärts zu fahren.
Nach Chiassis und nach den Brücken der ehemaligen Eisenbahnlinie (Tolmezzo- Comeglians, bis 1931 in Betrieb) bemerke ich die Bundesstraße weiter unten und erinnere mich, wie ich als Mädchen im Auto meines Vaters zu diesen alten mittlerweile unbenutzten Brücken, die ich gerade überquere, hinauf blickte.


Nach einer Weile holt mich der Anblick eines Tunnels in die Gegenwart zurück: Ob er wohl lang ist? Ist er beleuchtet? Ich genieße die Kühle, die mich darin erwartet, und auch die automatische Beleuchtung!
Wieder im Freien schätze ich die “laue Luft” des Waldes, der uns bis zur Ankunft begleitet und sich an einigen Stellen lichtet, um einen Blick auf die Dolomiti Pesarine zu ermöglichen, mit denen ich eine letzte Erinnerung vor dem Ziel verbinde: Dort oben habe ich zwei Kletterkurse gemacht.


Und schon sind wir in Ovaro: Panorama, Brunnen, Sitzbank und Ruhe, wir tanken voll, um eine kostbare Erinnerung in die Stadt mitzunehmen.
 

 
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Antonella Astori

Ich lebe seit 2001 in Padua, bin aber zwischen Tolmezzo und Collina di Forni aufgewachsen. Mich zieht es seit jeher auf die Berge, mit Wanderschuhen, mit Skiern, mit Schneeschuhen oder mit dem Mountainbike. Ich habe ein Studium in Geologie abgeschlossen und bin seit 2012 ökologisch geschulte Naturführerin beim Botanischen Garten von Padua
 

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