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24 Juli 2017

Ovaro, in den Eingeweiden der Zeche Cludinico

24 Juli 2017
Veronica Gerussi

Ovaro, in den Eingeweiden der Zeche Cludinico

„Sfolgora Il sole. Vampe di luce corrono il cielo“ (Die Sonne strahlt. Lichtflammen laufen am Himmel) so beginnt das von Ippolito Nievo der Kohlenzeche Cludinico in Ovaro gewidmete Gedicht und so beginnt auch unsere Besichtigung, der Himmel ist klar und blau und die Sonne brennt auf der Haut. Wir parken und sehen uns das Dorf an. Es ist ein malerisches Bild wie von einer Ansichtskarte, in dem sich die Steinhäuser aneinanderschmiegen, gerade so als ob sie sich Gesellschaft leisten möchten. An heißen Sommertagen wie heute stehen die auf die Straße gehenden Türen der Häuser immer offen, um die vom Berg kommende, angenehme Luft einzulassen.

Unser Führer, Silvano, empfängt uns am Eingang des ehemaligen Bergbaulagers, in dem heute das Museum untergebracht ist. Hier sind interessante Exponate ausgestellt, die vom Leben der Bergleute erzählen und uns helfen, in die damalige Atmosphäre einzutauchen.

Der zweite Teil der Besichtigung sieht die Projektion der Video-Erzählung vor, in der uns einige ehemalige Bergleute ihre Erinnerungen anvertrauen. Es gab drei Arbeitsschichten und die Arbeiter aus den nahen Dörfern kamen zu Fuß auf Wegen, die alle in der Nähe des Bergwerkseingangs zusammentrafen.

Die Talbewohner warteten immer mit Spannung auf die Nachtschicht, weil sie mit einem atemberaubenden Spektakel einherging. Jeder Bergmann trug nämlich eine brennende Laterne mit sich, um seinen Weg zu beleuchten und aus der Ferne gesehen, bildeten diese langen, aus verschiedenen Richtungen aufeinander zukommenden Lichtreihen einen leuchtenden Stern am dunklen Berghang.

Nach dem Dokumentarfilm war es für uns an der Zeit, die Schutzhelme aufzusetzen und den Weg zum Eingang des Bergwerks „Creta d'Oro” einzuschlagen. Die Abbauzone ist noch erhalten und kann besichtigt werden. Es handelt sich um einen zwei Kilometer langen, beleuchteten Stollen auf vier Ebenen, die durch steile Holztreppen miteinander verbunden waren.

Unten, in den dunklen Eingeweiden des Bergs" herrscht konstant eine Temperatur von 15° und absolute Stille. Mit geschlossenen Augen fällt es einem leicht, sich den stumpfen Lärm der Spitzhacken vorzustellen, die sich in den Fels beißen, um die Kohle abzubauen. Der Weg ist schmal und gewunden, neben den Zimmern und den Lagern, ist es auch interessant, die bunten Kalkkonkretionen zu beobachten, die das kontinuierliche Tropfen des Wassers mit den Jahren gebildet hat. Die Besichtigung dauert ca. zwei Stunden und als wir wieder zum Ausgang kommen, blenden uns die Sonnenstrahlen.

Cludinico war bis 1957 ein Bergarbeiterdorf mit bis zu 1600 Bergmännern, dazu kamen viele Personen, die indirekt für die Zeche arbeiteten, es gab drei rund um die Uhr geöffnete Osterien und ein gut ausgestattetes Lebensmittelgeschäft. Das alte schwarze Gold lebt immer noch in den Mäandern dieser Stollen, aber sein Abbau wäre nicht mehr wirtschaftlich.

Während wir ins Dorf zurückkehren und mit Silvano plaudern, erfahren wir, dass heute nur mehr 70 Personen im Dorf wohnen und nur mehr sehr selten eine Osteria öffnet.

Wir bleiben stehen und bewundern von der Museumsterrasse aus das satte, grüne und klare Panorama, dabei bemerken wir, dass unsere Hände schwarz sind, weil wir die Bergwerkswände berührt haben. Es gibt kein besseres Mitbringsel. Wir haben eine Reise in die Mitte unserer Erde gemacht und eine konkrete Vergangenheit zu Tage gefördert.

Ph: Alessandro Secondin

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Veronica Gerussi

Ich heiße Veronica und bin eine ewig gehetzte Mama. Ich komme nur zum Lesen, Schreiben und beim Betrachten der zauberhaften Landschaften meiner Region Friaul-Julisch Venetien zur Ruhe. Ich und mein Kind lieben abenteuerliche Ausflüge, um immer wieder neue Plätze zu entdecken und gemeinsam zu wachsen.

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