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Die Strafen

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Einer der unbekannteren Aspekte des Lebens im Schützengraben und hinter der Linie waren die Strafen und die Prozesse der Soldaten. Dabei handelte es sich um ein verbreitetes Phänomen, das wahllos hunderte (vielleicht tausende) Männer betraf. Luigi Cadorna hatte nämlich seit Kriegsbeginn die größte Härte für die Beibehaltung der Disziplin und des Autoritätsrespekts angeordnet. Eine Haltung, die sich im Laufe des Konflikts immer mehr verschärfte und häufig die Konturen einer unmenschlichen Grausamkeit annahm. Die Soldaten, die sich während eines Angriffs weigerten, die Schützengräben zu verlassen, konnten zum Beispiel von den Abteilungen der Carabinieri in den Rücken getroffen werden, während die Zensur im Schützengraben jeden Tag drückender wurde. Jeder von den Soldaten geschriebene Brief durfte keine andere Informationen enthalten, als die von den italienischen Zeitungen veröffentlichten Nachrichten und musste Enthusiasmus für den Krieg vermitteln. Wer diese Angaben nicht einhielt, riskierte die Verurteilung zu einer Militärgefängnisstrafe. 
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Der tragischste und grausamste Aspekt waren jedoch die Todesstrafen zu Lasten der Soldaten. Es wurde errechnet, dass zwischen Oktober 1915 und Oktober 1917 circa 140 durch die verschiedensten Gründe bedingten Todesstrafen vollstreckt wurden. Anfangs wurde die Maßnahme nur in äußerst schweren Fällen (zum Beispiel für Desertion oder Spionage) angewandt, aber später erstreckte sie sich auch auf scheinbar weniger schwere Fälle. Ein Soldat konnte erschossen werden, weil er nach einem Urlaub zu spät zurückgekehrt ist oder weil er ertappt wurde, einen beleidigenden Satz gegen seinen Vorgesetzten zuzutragen oder zu schreiben. Gleiches Schicksal wurde für alle jene Offiziere vorgesehen, die auch nur für einen Moment an der vom Oberkommando auferlegten Taktik gezweifelt hätten. 

Je länger der Große Krieg dauerte, umso öfter mehrten sich die Grausamkeiten. Überall, wo es zu Unruhen, kleinen Protesten oder Unduldsamkeiten gegenüber den von den Vorgesetzten getroffenen Entscheidungen kam, wohnte man Todesstrafen bei. Bei von einer Gruppe Soldaten (z.B. einer Brigade) begangenem Vergehen war der vorgezeichnete Weg die Dezimierung. 
Einer der berühmtesten Fälle war jener der Brigade Catanzaro, der sich im Juli 1917 in Santa Maria la Longa ereignete. Die Soldaten wurden nach den Kämpfen in vorderster Linie auf dem Karst am Isonzo, auf der Hochebene von Asiago und dann in der Gegend des Monte Ermada zum Ausruhen hinter die Linien gebracht. Die Männer waren erschöpft, seit langer Zeit wurde kein Urlaub gewährt und das schwierige Leben im Schützengraben hatte sie beachtlich gezeichnet. Nach wenigen Tagen wurde ihnen befohlen, anstatt in einen ruhigeren Sektor gebracht zu werden, erneut den Weg zum fürchterlichen Monte Ermada einzuschlagen. Da brach die Revolte aus: 9 Soldaten und zwei Offiziere wurden tödlich getroffen und nur der Eingriff der Panzerwagen und der leichten Artillerie stoppte die Wut der Brigade Catanzaro. Nach Wiederherstellung der Ruhe beschlossen die militärischen Führungen, ein abschreckendes Signal zu setzen: 12 aufs Geratewohl ausgesuchte Soldaten wurden hingerichtet und 123 wurden vor das Militärgericht gebracht. 
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