Für viele Ende des 19. Jahrhunderts geborene junge Männer war der Große Krieg das Ereignis, das ihre Jugend für immer zeichnete. Der erste einberufene Jahrgang war der Jahrgang 1896, dem nach und nach alle anderen folgten bis zum berühmten "Jahrgang '99", welcher die Helden der Schlachten von 1918 am Monte Grappa, am Montello und längs des Piave waren. Aber wie es in anderen Fällen geschah, hatte auch dieser Krieg seine Deserteure und Verweigerer, jene, die nur um nicht in die Armee einzutreten und zu kämpfen, die Flucht wählten.
Wer diesen Weg wählte, musste notgedrungen ins Ausland fliehen, möglichst nach Übersee, wo die Chancen, geschnappt zu werden, kleiner waren. Es wurde ausgerechnet, das von den circa 470 Tausend Verweigerern mindestens 370 Tausend die Emigration gewählt hatten und nicht mehr nach Italien zurückkehrten. In Süditalien hingegen, wo es mehr ländliche Gebiete gab und die Präsenz des Staates nicht so engmaschig war, organisierten sich die vor dem Wehrdienst geflüchteten jungen Männer auf dem Lande und überlebten mittels Notbehelfen.
Andere hingegen beschlossen, zu desertieren. Anfänglich erschienen 2000 junge Männer ordnungsgemäß zur Musterung, aber nach der Meldung waren sie unauffindbar. Die Zahl stieg im Laufe des Krieges beachtlich an. Die Desertion fiel häufig mit der Übergabe an den Feindzusammen, in der Hoffnung in den österreichisch-ungarischen (und dann deutschen) Gefangenenlagern bessere Lebensbedingungen als die im Schützengraben vorzufinden.
Aber es gab auch andere Weisen, um zu versuchen, zu fliehen. Es gibt in der Tat Tausende Aussagen von Soldaten, die sich nach der Ankunft in Friaul oder in Venetienkrank oder verrückt stelltenbzw. sich selbst Verletzungen zufügten. Die gewöhnlichsten Verletzungen waren Schusswaffenverletzungen, die sie sich an einem Fuß oder an einer Hand beibrachten, um zumindest einen Urlaub für einige Wochen von der vordersten Linie zu erhalten. Aber es fehlten auch nicht schwerere Fälle, wie Verbrennungen, Augen- und Ohrenverletzungen, von Injektionen unter die Haut verursachten Schwellungen und die Einnahme von Medikamenten, die zu allergischen Reaktionen führen konnten. Je mehr sich diese Fälle häuften, desto strenger wurden natürlich die Ärztekommissionen, die diese Fälle beurteilten, und verweigerten folglich den Urlaub.
Sehr viele versuchten deshalb, die Armeeärzte zu täuschen, indem sie Geisteskrankheitensimulierten. "Die Geisteskrankheit stellte eine Fluchtform dar, die äußerste Zuflucht für Soldaten, die kein anderes Mittel besaßen, um sich dem erbarmungslosen Mechanismus des Krieges, der Willkür und den Schikanen der Vorgesetzten sowie der Lebensgefahr zu entziehen" (Antonio Gibelli, "Der Große Krieg der Italiener" ("La Grande Guerra degli Italiani"), BUR, Mailand, 2009, S. 119). Im Gegensatz zu den Verletzungen taten sich die Ärzte sehr schwer, zu erkennen, wer wirklich simulierte und wer nicht. Die noch oberflächliche Kenntnis der menschlichen Psyche und die einfachen Techniken erlaubten es vielen Soldaten, wehrdienstuntauglich zu sein und nach Hause zurückzukehren. Andere, die nicht so geschickt waren, eine Krankheit zu simulieren, oder einfach nicht so viel Glück hatten, blieben hingegen auf den Schlachtfeldern.