Am 21. November 1916 starb im Alter von 86 Jahren Kaiser Franz Josef von Österreich-Ungarn. Er bestieg im fernen 1848 den Thron, war für lange Zeit der zeitgenössischen Ära der Hauptakteur und sein Tod stellte einen regelrechten Wendepunkt für die Geschichte des Kaiserreichs dar. Ihm folgte der junge Großneffe Karl I, der 1887 geboren wurde und aufgrund des Verscheidens verschiedener Mitglieder des österreichischen Königshauses, darunter auch sein Onkel, Franz Ferdinand, der am 28. Juni 1914 in Sarajevo ermordete Erzherzog, Thronerbe geworden war.
Die Figur von Franz Josef war sowohl in Österreich als auch in Italien wirklich von Bedeutung gewesen. Von den Unabhängigkeitskriegen (Guerre di Indipendenza) bis zum Großen Krieg (Grande Guerra) hatten die italienischen Soldaten stets gegen ihn gekämpft. Wenn Österreich-Ungarn als ein multinationales offenkundig unüberwindliches Staatsgebilde angesehen wurde, war dies hauptsächlich auf sein außergewöhnliches Charisma zurückzuführen.
Der Tod des alten Kaisers hingegen offenbarte der Welt eine ganz andere Wirklichkeit. Es kam ein sowohl auf militärischer als auch auf ziviler Ebene krisengeschüttelter Staat zum Vorschein. Die Proteste der Bevölkerung wegen fehlender Bedarfsgüter waren nun an der Tagesordnung, während die Reserven an Männer, die an die Front geschickt werden konnten, immer spärlicher waren.
Karl I war sich bewusst, dass ihn das Schreckgespenst der Katastrophe erwartete. Im Falle eines Siegs wäre er wahrscheinlich ein Vasall von Deutschland geworden, während im Falle einer Niederlage der Zerfall ein unaufhaltsamer Prozess gewesen wäre. Liberaler Gesinnung begann der junge Kaiser also an ein eventuelles Abtreten von der Bühne zu denken, indem er im Winter 1917 ein Gespräch mit Frankreich und England über einen eventuellen Separatfrieden aufnahm.