Die letzten beiden Monate des Jahres 1917 waren für Italien zweifellos die härteste Zeit des gesamten Kriegs. Die Niederlage von Karfeit, der Verlust des Friauls und von Ostvenetien, die Flucht der Zivilbevölkerung und die unsichere neue Front waren noch offene Wunden. Zu diesen Problemen kamen dann zwei sehr wichtige politische Probleme, ein nationales und ein internationales, hinzu.
Beim ersten Gesichtspunkt war ein Anstieg der Volksproteste zu verzeichnen. Derartige Kundgebungen begannen schon im Sommer 1917 und wurden oft gewaltsam und blutig unterdrückt. Die Gründe für diese Streiks und Umzüge waren unterschiedlich und reichten vom Rohstoffmangel über die sehr viele Bauernfamilien betreffende Armut bis hin zur langen Abwesenheit der an der Front eingesetzten Männer. Nach der Niederlage von Karfeit verschlechterten sich die Dinge noch. Der patriotischen Propaganda gelang es nicht mehr, die Ausbreitung des Pessimismus zu unterbinden. Mit den an der Front eingesetzten Ehemännern und den Söhnen gaben viele Frauen zu, dass sie es vorzögen, wenn Österreich-Ungarn triumphieren würde, nur um ihre Lieben wieder zuhause zu haben. Mehrere lombardische Bauern erwarteten hingegen "die Ankunft der Österreicher, weil sie überzeugt waren, dass sie den Armen geholfen hätten" (Mark Thompson, "Der Weiße Krieg" ("La Guerra Bianca"), Il Saggiatore, Mailand, 2009, S. 353).
Derartige Kundgebungen beunruhigten die Regierung Orlando nur bis zu einem gewissen Punkt. Viel alarmierender waren die beiden Ereignisse der internationalen Politik, die zwischen Ende 1917 und Anfang 1918 aufeinander folgten, d.h. die Enthüllung der geheimen Vereinbarungen des Londoner Vertrags durch Sowjetrussland und die Vierzehn Punkte des Präsidenten der USA Woodrow Wilson (8. Januar).
Als die Welt von den drei Jahre zuvor getroffenen Vereinbarungen zwischen Italien und den Staaten der Tripel-Entente (Triplice Intesa) erfuhr, geriet Italien mit den Begründungen für den Krieg in große Schwierigkeiten. Bisher hatte sich die Propaganda auf einen patriotischen Krieg konzentriert, welcher den Prozess des Risorgimento (mit den Annektierungen von Trient und Triest (Trieste)) hätte abschließen sollen. Aber von nun an war es jedoch allen klar, dass die italienischen Forderungen weit über die unter fremder Herrschaft stehenden Gebiete hinausgingen. In Istrien lebten nur wenige Italiener, während in Dalmatien (Dalmazia), Südtirol und im Isonzotal nördlich von Görz praktisch gar keine lebten. Die Forderung der griechischen und türkischen Inseln des Dodekanes zeigte hingegen eine klare imperialistische Absicht.
Hinzu kam das von den Vereinigten Staaten verursachte Problem. Der amerikanische Präsident Wilson hielt die berühmte (in 14 Punkte unterteilte) Rede im Senat, welche die Zukunft der internationalen Beziehungen darstellte. Er kritisierte die imperialistischen und kolonialen Politiken und stellte sich auf die Seite der Völker, welche das Recht auf Selbstbestimmung forderten.
Wenn das österreichisch-ungarische Kaiserreich bei Kriegsende zerfiele, hätten die Vereinigten Staaten so das Entstehen neuer Nationen, darunter auch die jugoslawische, unterstützt und de facto das Veto für die italienischen Ansprüche auf Istrien und Dalmatien eingelegt.