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Die italienischen Verhandlungen für den Kriegseintritt

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Die ersten Kriegswochen hielten nicht die von den Militärkommandos und den Politikern der kriegführenden Länder gemachten Vorhersagen. Die Truppen hatten feste Stellungen an fast unbeweglichen Linien eingenommen, anstatt vorzustoßen oder zurückzuweichen. Es war offensichtlich, dass sich die Dinge nur mit der Eröffnung neuer Fronten und mit der folglichen Verschiebung der Männer geändert hätten. Die Rolle von Italien, bislang nur am Rande der Geschehnisse, begann jedoch auf europäischer Ebene an Bedeutung zu gewinnen.

Der Gedanke, in den Krieg einzutreten, begann sich auch im Land auszubreiten. Die Gruppe der italienischen Interventionisten begann Mut zu fassen. In den Zeitungen und bei öffentlichen Versammlungen verpflichtete sich eine ungleiche Gruppe Politiker und Intellektueller, die Italiener davon zu überzeugen, dass der Krieg die italienische Einigung mit dem Gewinn der unter fremder Herrschaft stehenden Gebiete abschließen könnte. Gleichzeitig wollte die Regierung nicht zu lange außerhalb der europäischen "Machtpolitik" stehen. Im Winter 1915 wurden so die ersten Verhandlungen für eine Einbeziehung von Italien in den Großen Krieg aufgenommen.

Es begannen die Verbündeten des Dreibunds, die in Wirklichkeit die Beibehaltung der Neutralität wünschten. Österreich-Ungarn und Deutschland kannten die italienischen Wünsche und wussten, dass die Entente-Staaten potentiell interessantere Gegenleistungen anbieten konnten. Im Dezember 1914 schickte die deutsche Regierung Bernhard von Bülow, der zu Beginn des Jahrhunderts schon Kanzler gewesen war, nach Rom, um mit der italienischen Regierung zu sprechen. Die Frage drehte sich vollständig um die Gebietsforderungen gegenüber dem Habsburger Kaiserreich. Wenn für das Trentino Verhandlungsspielraum bestand, wurde Triest als unabtretbar angesehen.

Die Verhandlungen wurden den gesamten Winter 1915 fortgesetzt, ohne zu irgendeinem Ergebnis zu kommen. Der Botschafter machte Italien ein neues Angebot und bot Albanien an, was aber abgelehnt wurde. Am 27. März erklärte sich Österreich-Ungarn bereit, das gesamte Südtirol, aber nicht Triest abzutreten. Am 10. April schritt der Außenminister Sonnino zur Tat und machte dem Kaiserreich von Franz Josef seine Gegenvorschläge: "die Abtretung des Trentino dehnte sich bis an die Grenzen aus, die diese Region während des italienischen Königreichs von 1811 hatte, ausgenommen das Grödner- (Val Gardena) und das Badia-Tal (Val Badia) aber einschließlich der Gegend um Ampezzo; die Ostgrenze war mit der Übergabe von Görz (Gorizia) und Gradisca an Italien zu korrigieren; Triest (Trieste) und das umliegende Gebiet mussten eine unabhängige Einheit mit Freihafen und eigenen Milizen bilden; die vor der dalmatinischen Küste gelegene Inselgruppe der Echinaden (Curzolari) wäre an Italien abgetreten worden. […] Ferner war die volle italienische Souveränität über Vlora (Valona) mit dem zu seiner Verteidigung erforderlichen Gebiet einschließlich der Insel Sazan (Saseno) anzuerkennen." (Gianni Pieropan, "Geschichte des Großen Kriegs an der italienischen Front 1915 - 1918" ("Storia della Grande Guerra sul Fronte Italiano 1915 - 1918"), Mursia, Mailand, 2009, S. 44)

Wien lehnte es komplett ab, die Gebiete an der Ostgrenze und in Dalmatien abzutreten und so wurden die Verhandlungen mit dem Dreibund (Triplice Alleanza) abgebrochen. Nach einer langen Pause wurde das Gespräch Ende April wieder aufgenommen, aber dabei handelte es sich um eine verblüffende Aufmachung. Die italienische Regierung hatte schon eine geheime Vereinbarung mit der Entente (Intesa) erzielt und den Londoner Vertrag (patto di Londra) unterzeichnet.

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